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Man wird auch hier das hohe Wissen des Verfassers und seine anerkannte Beherrschung dieses schwierigen Gebietes wiederfinden. Laien und Geistlichkeit werden in gleichem Masse aus der Lectüre des Werkes Nutzen ziehen, erstere werden bisher wenig bekannte Thatsachen betreffend Cultus, Messe, ursprüngliche Bedeutung der liturgischen Handlungen darin finden, die letzteren werden hier den Sinn von unzähligen Regeln erfahren, zu deren Beobachtung sie verpflichtet sind, deren geschichtliche Entwicklung und innerer Sinn ihnen aber unbekannt war. Vor allem ist die Vorrede sowohl der Form als auch dem Inhalte nach bemerkenswerth.

Die Études de l’histoire du droit von R. Dareste[1] beziehen sich gleichfalls nur theilweise auf Gallien und Frankreich. Dennoch ist hier das Werk zur Lectüre zu empfehlen. Der Verfasser besitzt einen scharfen weitschauenden Geist und schreibt einen bündigen und kräftigen Styl. Erprobt in Studien der vergleichenden Rechtswissenschaft und vertraut mit den alten Gesetzgebungen bringt er neue Ansichten über das alte Recht der Barbaren. Die Abschnitte über Irische und die Salische Gesetzgebung verdienen genau studirt und erwogen zu werden.

A. Longnon hat die dritte Lieferung seines Atlas historique de la France in die Hände des Publicums gelangen lassen[2]. In dieser neuen Lieferung ist Frankreich vom 10. bis zum 14. Jahrhundert dargestellt. Wir bewundern das grosse Wissen und die vortreffliche Methode dieses hervorragenden Geographen. Freilich ist die Karte von Frankreich zur Zeit der Lehensherrschaft nicht frei von Fehlern; man findet solche auch in der Karte von Frankreich im 13. Jahrhundert; und diese neueste Lieferung kommt der vorangehenden, die dem Karolingischen Frankreich gewidmet ist, an Werth bei weitem nicht gleich. Hoffen wir, dass die nächste Lieferung diesen ärgerlichen Eindruck beseitigen wird.

In dem Werke H. Ch. Lea’s, A history of the Inquisition of the Middle-age[3], wird der Französische Historiker das Capitel, welches sich mit den Albigensern und der Inquisition in Frankreich beschäftigt, lesen und berücksichtigen müssen. Das Buch ist in jeder Hinsicht bemerkenswerth, sehr unparteiisch und ausschliesslich nach den Quellen gearbeitet; es wird in kurzer Zeit die meisten Arbeiten, welche ihm vorangegangen sind, in Vergessenheit bringen. – Man kann an dieses Buch die Studien Ch. Molinier’s über einige Italienische Hss. zur Inquisitions- und Ketzer-G. anschliessen[4].

  1. Paris, Larosse et Forcel. 1888. 8°. xij 419 p. 10 fr.
  2. Paris, Hachette. fol. (erklärender Text in 8°).
  3. New-York, Harper & Br. 1888–89. 3 Vol. [Vgl. Bibl. ’89, 1147 u. 3621]
  4. Études
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_148.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)