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Glaber[1]. E. Sackur hatte eine interessante Studie über diesen Geschichtschreiber veröffentlicht[2]. J. Havet, der die Frage wieder aufnimmt, hat nun, wie ich glaube, bewiesen, dass, wenn man auch die Annahmen Sackur’s über Interpolationen in Glaber’s Text nicht zugibt, doch die Schlüsse desselben über Zeit und Ort der Abfassung angenommen werden müssen. Darnach hätte Rodulfus den letzten Theil des Werkes in Saint-Germain d’Auxerre geschrieben. Nur Buch I und ein Theil von Buch II wären in Cluny selbst abgefasst.

Die Geschichte der folgenden Jahrhunderte bis zum Anfang des 14. hat keine Behandlung gefunden, welche uns länger aufhalten könnte. Mehrere wichtige Arbeiten sind gegenwärtig im Druck; aber keine ist bisher erschienen. Nur diejenige P. Delehaye’s über Guibert von Gembloux[3] wäre anzuführen. Dieser Abt, ein unbedeutender Dichter, hat eine umfangreiche Correspondenz mit den bedeutendsten Männern des 12. Jahrhunderts hinterlassen. Guibert unterhielt lebhaftere Beziehungen zu Deutschen Landestheilen als zu Frankreich; immerhin enthält die Arbeit auch für letzteres einiges Wichtige. P. Delehaye hat auch die Gedichte Guibert’s auf den heiligen Martin herausgegeben[4]. Alterthumsforscher werden darin einige interessante Einzelheiten über die Kirche zu Tours finden.

Die Abhandlung L. Delisle’s über die finanzielle Thätigkeit des Templerordens[5] entspricht durchaus dem Rufe des Verfassers; auf Documenten ersten Ranges beruhend, die fast alle unedirt sind, unterrichtet sie uns eingehend über eine sehr interessante Seite der königlichen Verwaltung. Bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts war der Templerorden in der That Schatzmeister und Gläubiger des Königthums; bei ihm wurden die königlichen Einnahmen niedergelegt, und die Ausgaben wurden in Form von Anweisungen auf das Ordenshaus zu Paris zur Baarzahlung angewiesen. Dieses System hatte sein Gutes; es vereinfachte die Schreibereien, aber die Templer waren in Folge dessen zu sehr in die Geschäfte der königlichen Regierung verwickelt, und man darf sich nicht wundern, dass Philipp der Schöne, ein argwöhnischer und selbständiger Herrscher, von Beginn seiner Regierung an freiwillig auf alle Dienstleistungen des Ordens verzichtete, indem er eine unabhängige Verwaltung der Finanzen schuf. Alle diese Dinge ergeben sich aus der Abhandlung Delisle’s, die mit jener Gelehrsamkeit, Genauigkeit und Sicherheit der

  1. Revue hist., mai–juin. [Vgl. Bibl. ’89, 2821.]
  2. N. Archiv 14, 377 ff.
  3. Revue des quest. hist., juillet 1889.
  4. Analecta Bollandiana. T. VII.
  5. Mémoire de l’Ac. des inscript. etc. XXXII, 2. Paris, Impr. nat. 4°. 252 p. [Vgl. Bibl. ’89, 2863.]
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_151.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)