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einen drohenden Angriff Betlen’s, fragte, „wer in Ungarn commandiren“ werde[1].

Bei diesen letzten Acten der Erhebung Wallenstein’s war natürlich von irgend welcher Geheimhaltung noch weniger die Rede wie bei den ersten. Aber gerade jetzt soll der Kurfürst von Baiern in einem Gratulationsschreiben an Wallenstein, welches zwar nicht vorliegt, von letzterem aber in einem Schreiben vom 8. Juli 1625[2] angeblich charakterisirt wird, seine Unzufriedenheit über die neue Schöpfung deutlich haben erkennen lassen. „Ich vermerke, dass ihm nicht wohl beim Handel ist,“ soll Wallenstein nach Empfang des kurfürstlichen Glückwunsches gesagt haben. – In Wahrheit handelte Maximilian’s Schreiben, soweit Wallenstein den Inhalt desselben wiedergibt, von dem nothwendigen Zusammenwirken des in der Bildung begriffenen kaiserlichen und des ligistischen Heeres. „Er sollicitirt den Marsch[3] der Reiter des Marradas und der Infanterie des Herzogs Julius von Sachsen; begehrt auch, dass ich ihn allzeit avisire wegen meines neu geworbenen Volks… Der Tilly befind sich im Stift Paderborn.“ Das ist der Hauptinhalt, und als Einleitung dazu bemerkt Wallenstein: „Ich vermerk draus (aus dem Schreiben des Kurfürsten), dass ihm nicht wol beim Handel ist“. Wenn man zur Herstellung des vollen Zusammenhangs sich hier noch an die bekannte Thatsache erinnert, dass Maximilian die unter Tilly vereinigten Streitkräfte gegenüber den damaligen Zurüstungen der Deutschen und ausserdeutschen Gegner zu gering befand, so kann kein Zweifel über die wahre Natur seines Schreibens bestehen: es enthält keinen Glückwunsch, sondern militärische Vorschläge, und der Handel, bei dem der Kurfürst sich nicht wohl fühlt, ist der neu angehende Kriegshandel zwischen den katholischen und protestantischen Mächten[4].

  1. An Colalto; bei Chlumecky, Regesten S. 20.
  2. An Colalto, Chlumecky S. 9.
  3. Bei Chlumecky: „die marschoda (Marschordinantz?) der Don Baltasarischen reiter und der Sachsischen knecht“. – Diese Truppen waren zur Verstärkung Tilly’s bestimmt, und schon am 7. Juli ersuchte ein kaiserl. Schreiben den Ldgr. Moriz von Hessen um freien Durchzug für dieselben. (Rommel VII S. 605 Anm. 555.) Vgl. noch Chlumecky Nr. 7 (S. 7), Nr. 11. 12. 17.
  4. Das Missverständniss wird um so unbegreiflicher, wenn man bemerkt,
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_021.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2022)