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Quellen-Publicationen für die Geschichte des Latein. Orients und des gesammten Mittelmeerbeckens, die wir in der letzten Zeit erhalten haben. Der Titel rührt vom Herausgeber her. Das ganze Werk nämlich besteht eigentlich aus 3 verschiedenen Werken, die am Anfange des 14. Jh. von einem Schriftsteller zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammengeschweisst worden sind, 1. aus einer Chronik des h. Landes von 1132–1224; 2. aus einer Geschichte des Kriegs der Ibelin gegen K. Friedrich II. von 1218–1242 von Philipp von Navarre; 3. aus einer Geschichte eines anonymen Autors von 1242–1309. Der letztere, der Bearbeiter des gesammten Werkes, hat für 1. und für 3. in der ersten Hälfte von 1242–1270 den libre du Conquest als Quelle benutzt, während die zweite Hälfte, voll von persönlichen Erinnerungen, seine selbständige Arbeit ist. Nach einer höchst wahrscheinlichen Vermuthung des Grafen Riant hiess er Gérard de Monréal, Raynaud aber nennt das 2. Werk vorsichtiger Weise noch Chronik des „Templers von Tyrus“, weil sein Verfasser die ersten Jahre seines Lebens in Tyrus zugebracht hat und offenbar „se rattache d’une façon quelconque à l’ordre du Temple“. Raynaud bespricht sodann im Einzelnen die drei Chroniken ausführlicher, besonders aber den Verfasser der zweiten und die wichtigsten Daten seines Lebens, wie sie sich aus dem Werke selbst ergeben. Beigegeben sind eine chronologische Tafel, die manche Irrthümer der Chroniken berichtigt, und ein Glossar. Man wird den Ausführungen Raynaud’s im Allgemeinen zustimmen können, über die Edition selbst urtheilen kann nur der, welcher erstlich die einzig vorhandene Handschrift eingesehen hat und zweitens sprachlich durchgebildeter Romanist ist. – Nicht minder wichtig und zwar hauptsächlich für die Culturgeschichte wie die Geographie des Lateinischen Orients, besonders des heiligen Landes und des Byzantinischen Reiches, ist eine andere Publication der Société de l’Orient Latin, die Itinéraires Russes en Orient der Mme. de Khitrowo[1]. Der vorliegende 1. Theil, dem ein zweiter mit Einleitung und Tafeln folgen soll, enthält die Erzählung von 16 Pilgerfahrten Russischer Geistlicher und

    et Gérard de Monréal) publ. pour la 1e fois par la soc. de l’Orient Latin. Genève, Fick. 1887. xxviij 393 p. (in Deutschland erst 1889 bei Harrassowitz in Leipzig in Commission erschienen). Im Anschluss hieran thut es mir leid, mittheilen zu müssen, dass the journal of Cyprian studies, edited by Max Ohnefalsch-Richter, das auch für die mittelalterl. Geschichte Cyperns von Bedeutung zu werden versprach, mit dem Aprilhefte 1889 aufgehört hat zu erscheinen.

  1. Mme de Khitrowo, Itinéraires russes en Orient, trad. pour la Soc. de l’Or. Lat. I, 1. Genève, Fick. 1889. 334 p.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_205.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)