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während die andern Schriftsteller Joannes und Sophronios ihn von Seiten der Orthodoxie aus beurtheilten, und sein Werk verfolge die Tendenz, die damalige kirchliche Versöhnungspolitik des Kaisers Heraklios zu vertheidigen.

Hauptsächlich mit der Geschichte der Byzant. Kunst beschäftigt sich ein Aufsatz von Ch. Diehl: L’église et les mosaiques du couvent de St. Luc en Phocide[1]. Verf. unterzieht das berühmte Kloster des heiligen Lucas des Jüngeren, welches dessen Schüler in Sotirion in Phokis, wo er zuletzt gelebt, gründeten und mit einer im 11. Jh. prachtvoll ausgeschmückten Kirche, die in ganz Griechenland berühmt wurde, ausstatteten, einer eingehenden Besprechung.

Ueber Michael Psellos handelt eine Studie von Joh. Dräseke[2]. D., der sich durch mehrere hübsche Untersuchungen auf patristischem Gebiete bekannt gemacht hat, bespricht hier hauptsächlich die Thätigkeit des Polyhistors Psellos auf theolog. und philosoph. Gebiete in Anlehnung an die Einleitung, welche Konst. Sathas zum IV. Bande seiner Μεσαιωνικὴ βιβλιοθήκη gegeben hat, und besonders an des Referenten Studien zur Byzantinischen Geschichte des 11. Jahrhunderts. Er erörtert in der Hauptsache den Streit desselben mit dem Patriarchen Xiphilinos, bei welchem es sich um die beiden philosoph. Richtungen des Platonismus und Aristotelismus handelte, und sodann die Stellung, welche Psellos in dem Streite, der zur endgültigen Trennung der Morgenländischen Kirche von der Abendländischen führte, einnahm. Neu ist dabei der Hinweis auf Gregorios von Nazianz und Dionysios Areopagita als Vorbildern theologischen Forschens für Psellos und auf die Gegnerschaft des letzteren gegen den Neuplatonismus.

Das einschlägige Gebiet der Byzant. Geschichte behandelt auch des Grafen Ad. Fr. von Schack Geschichte der Normannen in Sicilien[3], aber das Werk des von uns hochverehrten Dichters, Culturhistorikers und Kunstfreundes hat seine Stärke mehr in anderen Partien, über die ein Urtheil abzugeben dem Referenten nicht zukommt. Auch wenn dasselbe, wie der Verf. hervorhebt, mehr für einen Kreis gebildeter Leser als für Historiker von Fach berechnet ist – desswegen offenbar auch keine specielleren Quellenangaben, was die Controlle ungemein erschwert –, so hätte man doch wünschen dürfen, dass die neueren Forschungen auf unserem Gebiete mehr in Berücksichtigung gezogen und eine Anzahl Irrthümer, bez. Flüchtigkeiten

  1. Bibl. des écoles franç. d’Athènes et de Rome, fasc. 55.
  2. Zu Michael Psellos (Z. f. wiss. Theol. 32, 303–330.)
  3. Stuttgart, Leipzig, Berlin u. Wien, Dt. Verlagsanstalt. 2 Bde. xvj 320 u. 378 p.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_212.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)