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Auf dem linken Flügel sowohl wie im Centrum der Französischen Stellung längs des Rheins war die geplante Ueberraschung und Ueberrennung der Deutschen misslungen. Das auszugleichen sollte auf dem rechten Flügel eine unbarmherzige Ueberfluthung die blühenden, an kleinen Städten reichen Landschaften jenseits des Schwarzwalds, die politisch so viel getheilten Schwäbischen und Fränkischen Gebiete, wo jede brauchbare militärische Organisation fehlte, mit panischem Schrecken erfüllen, sollte im Bunde mit dem einheimischen[WS 1] Gesindel durch Brandstiftung hilfloses Entsetzen noch weit über die Machtsphäre der Französischen Streifscharen hinaus getragen werden. Vielleicht schlossen die Reichsstände dort einen Separatfrieden, noch ehe das langsame Reich es glücklich bis zur Kriegsbereitschaft gebracht hatte. War damals doch auch in München die Entscheidung wenigstens noch nicht öffentlich erfolgt, so dass Ludwig XIV. und Louvois hoffen durften, durch einen raschen Vorstoss bis tief nach Baiern hinein den Kurfürsten Maximilian Emanuel zur Abweisung der kaiserlichen Anträge zu bestimmen und auf ihre Seite herüber zu ziehen.

Es ist für den Fortgang unserer Untersuchung von Wichtigkeit, festzustellen, dass der Urheber dieses Planes und der Organisator dieser Art von Kriegführung der Ruchlosigkeit seines Verfahrens sich von Anfang an vollkommen bewusst war: wo er eine ritterliche oder auch nur anständige Gesinnung voraussetzen durfte, oder wo es einen grossen Namen und eine hohe Stellung zu schonen galt, hat er sich wohl gehütet, mit seinen Absichten offen hervorzutreten. Weder der Dauphin noch auch Duras durften damals mit solchen Aufträgen befasst werden. Wohl aber wandte sich Louvois am 10. November an Montclar und schrieb ihm: „Jetzt, wo ich annehmen darf, dass der Dauphin und Duras abgereist sind, wende ich mich mit allem, was die Ausdehnung Ihres Commandos betrifft, unmittelbar an Sie!“ Er setzt ihm dann auseinander, wie es nunmehr vor allem darauf ankomme, das Contributionssystem bis in die fernsten Landschaften auszudehnen. Am besten geschehe das, wenn Montclar selbst sich immer gerade in das Herz der Landschaft begäbe, welche die Unterwerfung verweigerte, und dort so viel Unordnung anrichte, dass jeder sein Geld herbeizubringen eilte[1]. Dann heisst es

  1. Lettres milit. V S. 163–164.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: einheimischem
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_251.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)