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mit seinen unbarmherzigen Vorschlägen an massgebender Stelle zunächst auf Widerspruch stiess, dass er aber nichts desto weniger die Ausführung des von ihm Gewollten bereits vorbereitete, ja eigentlich bereits in Angriff nahm, in der sicheren Erwartung, des Königs Bedenken allmählig zu besiegen.

Die Nachricht vom Falle Mannheims traf am 15. November in Versailles ein[1], und schon am 17. November ertheilt Louvois dem Intendanten La Grange die entsprechenden Weisungen. „Wie ich sehe,“ schreibt er ihm[2], „ist der König entschieden geneigt, die Stadt und Citadelle von Mannheim gänzlich rasiren zu lassen und in diesem Falle auch die Wohnungen in der Art gründlich zerstören zu lassen, dass kein Stein auf dem andern bleibt und ein Kurfürst, dem man dies Gebiet während eines Friedens etwa zurückgeben könnte, gar nicht in die Versuchung kommen kann, dort eine neue Niederlassung zu begründen.“ Man beachte wohl, Louvois spricht von der Möglichkeit, das Terrain, auf dem – geht es nach ihm – Mannheim demnächst gestanden haben wird, im Frieden dem Pfälzer Kurfürsten zurückzugeben. In seinem Brief vom 27. Oktober, der Louvois den Gedanken an die Zerstörung der Stadt an die Hand gegeben haben soll, sprach Chamlay ausdrücklich von der Rückgabe der Stadt zu einer Zeit, wo ihre Werke erst theilweise niedergelegt sein würden, wies auf die Schwierigkeiten hin, die sich daraus für Frankreich in Zukunft ergeben könnten, und verlangte desshalb möglichst schnelle und vollständige Niederlegung der Befestigungen.

Louvois weist La Grange dann weiter an, die ihm gemachten Mittheilungen noch ganz geheim zu halten; das sei Wille des Königs. Nur den Sieur Tarade soll er von dem Vorhaben unterrichten: denn dieser soll unter dem Vorwande einer beabsichtigten Neubefestigung durch die Franzosen einen Plan von Mannheim aufnehmen und auch die Profile der Werke angeben, damit man ungefähr ermessen könne, welche Quantitäten Erde bei der Zerstörung derselben umzuwälzen sein würden. Auch wünscht Louvois Auskunft darüber, ob die bei der Niederreissung der Häuser und Kirchen gewonnenen Materialien nicht etwa nach

  1. Rousset IV S. 164.
  2. Lettr. mil. V S. 161–62.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_262.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)