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Vorurtheil, dass Saba Cap. VI den Papst und die Cardinäle irrthümlich zu Tivoli sich aufhalten lässt, anstatt zu Viterbo. Manches scheint bei Saba auf eine flüchtige Benutzung seiner Vorlagen hinzudeuten. So beruht seine Erzählung Cap. X: „Tunc enim marscalcus suus (Karl’s von Anjou) erat manibus hostium interceptus, qui sub eisdem regis armaturis eximias – – – induebat, quem Conradinus contra honestos mores pugnantium, qui prostratis et captis sibi invicem parcere didicerunt, de comitum Lombardorum consilio infra septa castrorum fecit durante certamine capite mutilari“ auf einer Verwechslung des Henri de Cousance, der Karl’s Rüstung trug und in offenem Kampf getödtet wurde, mit dem bei Ponte da Valle von Konradin gefangen genommenen Johann von Braisilva, der unmittelbar vor der Schlacht enthauptet worden ist[1].

Ebenso scheint es, dass Saba bei seiner Schilderung des Erard de Valery „quidam immani corpore miles, nomine Erardus de Valeri, latos habens humeros et membra nervis compacta fortissimis“ Züge verwendet, die eigentlich auf Henri de Cousance passen, dessen gewaltige Grösse z. B. Villani Cap. 26 hervorhebt.

Die Unzulänglichkeit von Saba’s Bericht tritt besonders augenfällig in seiner Schilderung des Schlachtverlaufs hervor. Nach Cap. IX ordnet Karl sein Heer in drei Schaaren, die erste, aus Provençalen und einigen Römern bestehend, „secunda Gallicorum, qui sub stipendiis militabant“, die dritte „fortassis octingentorum nobilium strennuorum, qui totum regis, si expediret, exercitum poterant relevare ruentem“, so dass also diese dritte Schaar bestimmt als eine Reserve bezeichnet wird. Die erste Schaar führt Jacob Gaucelmi (Gantelmi), die zweite der Marschall des Königs, die dritte Karl selbst. Ganz eigenthümlich ist weiter, was Saba

  1. Diese zwecklose Grausamkeit berichten uns die Annales Piacentini Gibellini a. a. O. S. 528: „transeuntes aquam in hora tercie primitus Johanne de Braisilva marescalco Karuli decapitato“. Es ist mehr wie wahrscheinlich, dass der jugendliche Konradin an dieser Blutthat unschuldig ist, und die Lombarden, deren Rath Saba sie zuschreibt und die auch der Wortlaut der Annales Placentini mit derselben in unmittelbaren Zusammenhang bringt, sie eigenmächtig verübt haben. Aber auf gegnerischer Seite hat man gewiss Konradin dafür verantwortlich gemacht – und jedenfalls sollte man sich diesen Vorfall wohl gegenwärtig halten, wenn man wegen der Hinrichtung Konradin’s die vollen Schalen sittlicher Entrüstung über den Wütherich Karl ausgiesst.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_278.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)