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ut decebat motibus“, was ja einen verschiedenen Sinn ergibt. Aber allzuviel Gewicht wird man auf diese Abweichung nicht legen dürfen bei der vollständigen Abhängigkeit des Dictats, in der sonst der Brief an Padua zu dem an den Papst steht, und bei dem Umstand, dass der Brief an Padua die Wendung „maturis gressibus“ bereits früher, nämlich bei Erwähnung des Marsches von Ovindoli nach Alba, verwendet.

Dieser sonach in doppelter, nur wenig verschiedener Fassung vorliegende Bericht Karl’s ist unsere Hauptquelle für die Bewegungen des Französischen Heeres vor der Schlacht, und in zweiter Linie dann auch für andere damit in Zusammenhang stehende Fragen, wie die nach der Oertlichkeit der Schlacht und Aehnliches. Ohne Werth ist dieser Bericht dagegen für die Schlachtordnung der beiden Heere und für den Verlauf des Kampfes, da er für diese Dinge viel zu knapp gehalten ist, um uns Aufklärung darüber gewähren zu können. Die Kürze des betreffenden Abschnittes: „Ego vero de divino presidio vestrarum que orationum[1] confisus auxilio invocato Christi nomine irrui celeriter et viriliter in eosdem. Et postquam fuit acerrime utrinque pugnatum, maiori parte hostium in ore gladii trucidata, reliqui licet pauci sustinere mei molem exercitus non valentes, se fuge presidio commiserunt, quos mei festinis gressibus insequentes pro magna parte per montes et nemora peremerunt“, sticht merkwürdig ab von der Ausführlichkeit, mit der früher die Bewegungen vor der Schlacht erzählt wurden, und drängt förmlich die Vermuthung auf, dass Karl sich hier absichtlich kurz gefasst hat, um den wahren Hergang – die anfängliche Niederlage der Seinen, seine eigene anfängliche Nichtbetheiligung am Kampfe und die endliche glückliche Wendung durch das nachträgliche Eingreifen der von ihm geführten Abtheilung – zu verschleiern. Es will scheinen, dass der Anschauung der damaligen Zeit die Art und Weise, wie Karl von Anjou nachträglich den Gegnern den Sieg aus den Zähnen riss, der ein Moderner das höchste Lob zu zollen bereit ist, als nicht so ganz ritterlich und rühmenswerth vorgekommen ist. Eine Prüfung der weiteren Französischen Quellen, die mehrfach bei denselben die gleiche Absicht, den wahren Hergang zu verdunkeln, erkennen lässt, ist wohl

  1. Dies fehlt natürlich in dem Brief an Padua.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_282.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)