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ist es gerade, was ich nicht billigen konnte, und desshalb habe ich Prof. Frey durch die erstaunte Frage, ob er denn die Reihe von Urkunden, welche die Existenz des Ortes ausser Zweifel stellen, gar nicht kenne, dazu veranlassen wollen, seinen so ohne alle nähere Begründung decretirten Tadel wieder auszugleichen. Jetzt, da er aufs neue erklärt hat, seinen Ausspruch weder zurückziehen noch modificiren zu wollen, muss ich ihm sagen, dass es ihm überhaupt nicht ansteht, verdiente Forscher wie Bode in dieser Weise zu discreditiren, zumal in einer historischen Zeitschrift, wo naturgemäss die ausserordentlichen Leistungen auf dem Gebiete der eigentlichen Kunstforschung gar nicht wie in kunstgeschichtlichen Fachorganen gewürdigt werden können. Missliebige Bemängelungen, wie sie sonst in seiner Anzeige des Berliner Katalogs enthalten sind, ohne gewissenhafte Motivirung aufzutischen, bringt nur ihn selber in Verdacht, während es ihm doch sehr darauf ankommen muss, sich als wirklichen Fachgenossen, d. h. als Kunsthistoriker zu legitimiren. Wenn unsere Museumsbeamten auf die archivalischen Hilfsquellen so viel Zeit verwenden könnten wie Prof. Frey, so würde er selbst ja der Erste sein, der dadurch überflüssig würde.

Darnach wäre das, was ich mit Herrn Prof. Frey zu thun hatte, eigentlich erledigt. Nur weil ich einmal anstandshalber für eine Sache eingetreten bin, die wenigstens bis zu einem gewissen Grade inzwischen auch die meine geworden, will ich noch antworten, soweit die angeregte Frage auch den Kunsthistoriker interessirt. Dagegen muss ich es von vornherein ablehnen, ich hätte die Pflicht gehabt, das Material, das Prof. Frey jetzt mit Hilfe der Italiener, die er sonst so gern schulmeistert, über Pulia bei Lucca beigebracht hat, selber zu eruiren. Dazu hat bei meinem sonstigen Standpunkt in der Pisanofrage diese Specialität aus der mittelalterlichen Topographie zu wenig Bedeutung.

Er sagt mir: »dass das „älteste“ Document, welches „die Ortschaft Apulia bei Lucca überliefert“ aus dem Jahre 747 stammt, ist falsch! Ich kenne ein früheres von 729«. – In diesem früheren Schriftstück (Memorie Lucchesi IV, 1 Append. Nr. XXXVII) kommt aber die Ortschaft Apulia nicht als Heimathsbezeichnung bei einer Person vor, wie wir sie zur Analogie für das „magister Nicolaus Petri de Apulia“ in dem Sieneser Actenstück suchen. Um anderes handelt es sich ja zwischen uns garnicht. Das älteste für uns verwerthbare Document bleibt also das von mir hervorgehobene von 747, wo die Unterschrift „signum † ms. Barucottuli v. d. de Apulia“ wegen des ganzen Inhaltes nur auf den Vorort Luccas bezogen werden kann, und Frey’s Belehrung war Vorwitz.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_370.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)