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Vorgeschichte wir uns um so eingehender zu beschäftigen haben, als dieselbe einen vorzüglichen Einblick in die so mannigfaltigen Nordischen Interessen der Europäischen Mächte gewährt.

Wie früher erwähnt, waren England und Russland schon vor Beginn des Reichstages darin einig gewesen, dass man unter jeder Bedingung dem Französischen Einfluss in Schweden Schranken setzen müsse. Aber hinsichtlich der Massregeln zur Erreichung des gemeinsamen Zieles herrschte die grösste Meinungsverschiedenheit. Denn weder in Petersburg noch in London war man geneigt, die Subsidienzahlung zu übernehmen, welche Frankreich bisher an Schweden geleistet, und ohne welche dieses Reich für die Alliirten nur einen unnützen, ja gefährlichen Ballast bildete; und während das Grossbritannische Ministerium erklärte, es wolle in der Subsidienfrage gern dem Petersburger Hofe den Vorrang überlassen, behauptete dieser, der Londoner Hof habe an einer Systemsänderung in Schweden ein weit bedeutenderes Interesse als Russland und sei daher auch zu grösseren Geldopfern verpflichtet[1]. Wie wenig die Vorstellungen Panin’s bei dem Englischen Ministerium anfangs fruchteten, das erweisen die Vorgänge bei Beginn des Reichstages. Denn wenn Goodricke seinen Russischen Collegen auch durch Rathschläge und durch Mittheilung der aufgefangenen Berichte Breteuil’s in dankenswerther Weise unterstützte, so vermochte er doch nicht einen Pfennig in die gemeinsame Bestechungskasse abzuliefern, da er seit der Sendung von 4000 Pf. St. im November 1764 von seinem Ministerium trotz wiederholter Bitten nichts erhalten hatte und sich daher seit Anfang Februar 1765 selbst völlig „auf dem Trockenen“ befand[2]. Ja, die Indolenz des Grossbritannischen

  1. Preussische Ministerialnote an Cocceiji vom 18. December 1764. Rescripte an Gross vom 13./24. November und an Osterman vom 5./16. December [Russ.}, Sbornik LVII, 91–93, 125. Buckingham schreibt am 6. November an Sandwich: „It is evident from all my conversations with Mr. Panin, that, though he is very desirous of uniting the Powers of the North to awe the House of Bourbon, yet he is determined to throw as much of the expense as possible upon England“. Sbornik XII, 188.
  2. Cocceiji, 5. Februar 1765: Der letzte Courier für Goodrike „au lieu de lui porter de l’argent, n’a apporté que de nouvelles difficultés sur le plan proposé par la Russie. Le Chev. G. se trouve à sec – – –. Le Cte. Osterman reste seul chargé de la depense – – –“.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_349.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)