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fremden Archiven wurde auch hier ein reiches einschlägiges Quellenmaterial zusammengehäuft.

Die Bauern- und Dorfangelegenheiten, sowie das Leben der unterthänigen Städte in Böhmen erhalten viel Beleuchtung aus der Quellensammlung, die Dr. J. Kalousek herausgegeben hat[1]. Bemerkenswerthe Beiträge zur Geschichte des Bauernvolkes in Böhmen hat auch J. Peisker geliefert[2]. Die religiösen Streitigkeiten des stürmischen 15. und 16. Jahrhunderts in Böhmen stellt uns in klarem Lichte das Manualbuch des M. Wenzel Koranda[3] dar. Schon im VIII. Bande des Archiv Český veröffentlichte A. Patera die wichtige Relation dieses hervorragenden utraquistischen Geistlichen über die Bemühungen der Böhm. Gesandtschaft K. Georg’s von Podiebrad in Rom um Bestätigung der Compactata. Koranda wurde später zum Haupte der utraquistischen Kirche erwählt und besass diese Würde in den J. 1471–1519. Seine rege literarische Thätigkeit betraf die Vertheidigung der altutraquistischen Kirche gegen die Katholiken und gegen die Böhm. Brüder. Aus dieser Polemik ist eine ganze Reihe von Tractaten und Correspondenzen hervorgegangen, die, mit fremden Schriften vermischt, in einer alten schon vermoderten Handschrift der Prager Universitätsbibliothek aufbewahrt, im J. 1888 vom Scriptor dieser Bibliothek Jos. Truhlář sorgfältig herausgegeben wurde.

Studien auf dem Gebiete der Rechtsgeschichte in Böhmen führten Prof. Dr. Jaromír Čelakovský zur Forschung über die Register der königl. Böhm. Kanzlei[4]. Die königl. Registratur in Böhmen wurde schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den berühmten Henricus Italicus gegründet; zur Zeit Karl’s IV. war sie einige Zeit mit der kaiserlichen Römischen Kanzlei verbunden, aber im J. 1361 wieder losgetrennt. Neben der berühmten Landtafel waren die königl. Register ein Kleinod des Königreichs, ein Beweis der ruhmvollen Theilnahme dieses Landes an den culturellen Bestrebungen Mitteleuropas. Von den älteren königl. Registern ist heutzutage wenig geblieben. Die bedeutendsten Ueberbleibsel bewahrte das Dresdener

  1. In den Abhh. der kgl. Böhm. Ges. der Wiss. (1890) unter dem Titel: Listiny a zápisy Bělské o věcech městských a selských z let 1345 bis 1708. (Urkunden und Aufzeichnungen von Weisswasser über Stadt- und Dorfangelegenheiten aus den JJ. 1345–1708.) Vgl. Bibliogr. ’90, 4259 a.
  2. Zádruga im Prachiner Kreise, im Böhm. Athenäum 1889. – Die Knechtschaft in Böhmen, vgl. Bibliogr. ’90, 3627 a.
  3. Manualník M. Vácslava Korandy.
  4. O registrech domácích a cizích (Von den heimischen und fremden Registern), in den Abhh. d. Böhm. Ges. d. Wiss. 1890. Vgl. Bibl. ’90, 4259 d.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_387.jpg&oldid=- (Version vom 27.12.2022)