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Bezeichnend für die damaligen Verhältnisse ist die Entschuldigung, welche von Trajanus, einem der geschlagenen Oströmischen Generale überliefert wird; er wagte es, auf des Kaisers Vorwürfe zu antworten, der Himmel sei gegen ihn gewesen, weil Valens nicht den rechten Glauben bekenne[1].

Valens selbst hielt sich noch immer in Antiochia auf; er suchte in seiner Umgebung vergeblich den Mann, der es verstanden hätte, wieder Ordnung und Zucht in das verwilderte Heer zu bringen, die doch die ersten Bedingungen für den bevorstehenden Kampf waren. Endlich verfiel er auf den Weströmischen General Sebastianus, einen erprobten tüchtigen Soldaten, der an Gratianus’ Hofe aber nicht gern gesehen war, weil man gefürchtet hatte, die Truppen würden ihn zum Kaiser ausrufen. Zu aller Zufriedenheit sandte ihn jetzt Gratianus nach dem Osten und bereitete sich selbst vor, im Frühjahr mit Heeresmacht seinem Oheim zu Hilfe zu ziehen[2].

Valens’ Truppen sammelten sich, den Zugang zur Hauptstadt deckend, bei dem kaiserlichen Lustschlosse Melanthias, das an der alten Heerstrasse von Byzanz nach Sirmium, 3 ¾ Dt. g. Meilen westlich von Constantinopel lag[3]. Im Laufe des April d. J. 378 brach auch der Kaiser von Antiochia auf und traf am 30. Mai in Constantinopel ein[4].

  1. Theodoretus hist. eccl. IV, 33, vgl. Amm. XXXI, 11, 1. Diese Geschichte, welche Theodoretus mit solchem Stolze erzählt, ist durchaus glaubwürdig; sie passt vortrefflich zu der kurzen Charakteristik, welche Ammianus von den beiden im Jahre 377 gegen die Gothen fechtenden Generalen Trajanus und Profuturus gibt (XXXI, 7, 1): ambo rectores, anhelantes quidem altius sed imbellis. Auch die Nachricht Theodoretus’, dass die Generale Victor und Arintheus Trajanus’ Worten Beifall zollten, hat viel innere Wahrscheinlichkeit: alle drei gehören der orthodoxen kirchlichen Partei an und stehen mit dem Bischof von Cäsarea Basilius in einem besonders freundschaftlichen Verhältniss. Beweis dafür geben des letzteren Briefe bei Migne, P. G. XXXII an Trajanus Br. 148, 149, an Victor 152, 153, an Arintheus 129, an Arintheus’ Gattin nach seinem Tode bei Adrianopel 269.
  2. Amm. XXXI, 11, 1, vgl. 5; Eunap. Frgm. 47 (Zosim. IV, 22).
  3. Jireček, Heerstrasse 53.
  4. Fasti (Idat.) z. J. 378; Socr. IV, 38; vgl. Amm. a. a. O. Da wir annehmen müssen, dass Valens die grosse directe Heerstrasse über Tarsus, Tyana, Ancyra, Nicomedia nach Constantinopel gezogen ist und diese nach übereinstimmenden Angaben des Itinerarium Antonini 139–147 und Hierosolymitanum 571–581 (vgl. tab. Peut. Segm. IX ff.) rund 150 Dt. g. Meilen beträgt,
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_007.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)