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Verwandten ermahnt wurde, den Besuch zu versagen, liess er denselben melden, er werde keineswegs einwilligen und es sei auch nicht zu besorgen, dass die andern geistlichen Kurfürsten ihn zu der Reise beauftragen würden, „dan Mainz seie nit allein so timidus als ein hass vor der trommel, sondern er tragt J. Mt. solchen respect, das er sich nicht leicht werd bewegen lassen, J. Mt. im geringsten etwas proponirn zu lassen, so den kaiser offendirn möcht, dan er vorhin woll weiss, wie odiosa diese materia sei, sonderlich auch J. Mt. in privatis actionibus mass oder ordnung zu geben und vorzuschreiben“; ebenso werde sich „Trier, der novus ist[1] und in vil weg J. Mt. gnad bedarf, woll hüeten, dem kaiser sich zu opponirn“; er selbst aber müsse „gedenken, wan in rebus conscientiae der confessarius beim kaiser nichts kan ausrichten, welches doch sein principale officium ist, der auch mehr macht hatt als ein ander, mit im zu reden, so werden dergleichen officia weiter nichts effectuirn, als des kaisers ewig ungenad auf den hals zu legen“. Als sein Ziel bezeichnete Ernst nach wie vor die Abhaltung des Kurfürstentages und in München musste man in dem Glauben, dass er dort Maximilian’s Wahl betreiben wolle, dadurch bestärkt werden, dass er den Erzherzog Matthias, welcher als der älteste unter den Erzherzögen den nächsten Anspruch auf die Krone besass, für unfähig erklärte[2].

Casal erhielt nun auch wirklich von Ernst eine durchaus abschlägige Antwort[3]. Dieselbe war indess entweder von vornherein

  1. Der Kf. Lothar von Metternich war am 7. Juni 1599 erwählt worden.
  2. „Mit erz. Matthias ist Coln durchaus der mainung, das er nit aptus seie,“ heisst es in dem oben benutzten Briefe Flöcker’s vom 17. Januar 1601. Es wird dort auch bemerkt: Speer hat von einer Vermuthung, „das erz. Matthias erzh. Ferdinand’s muetter ein hoffhung gemacht habe“, geschrieben; der Kf. meint, dass man sich fleissig danach erkundigen müsse. Es handelt sich hier wohl nicht um eine Heirath des Matthias mit der alten Erzherzogin Maria, sondern um die mit einer ihrer Töchter, doch ist auch von letzterem Plane sonst nichts bekannt.
  3. Vgl. Nachfolge 71. Flöcker berichtete am 23. Januar 1601 im Auftrage Ernst’s an Speer über die Verhandlungen mit Casal und bemerkte: „So vil seinen herren [Erzherzog Ferdinand] betrifft, hat er nit bekennen wollen, das er praetendier; er hab gar kein ambitiosum humorem; doch sovil zu verstehen geben hisce verbis: wan das gluck wollte, so würd mans nit ausschlagen.“ Ma. 134/1, 269 eigh. Or.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_056.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)