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Und diese besteht seiner Vermuthung nach in einem Versprechen in Bezug auf den Thüringischen Zehntstreit. Dieses darf uns nicht befremden, schon Ausfeld (S. 51) bemerkt treffend: „Lambert’s Kopf ist so sehr von der Zehntangelegenheit eingenommen, dass sie ihm fast unwillkürlich auf das Pergament kommt, wo sich ihm, wenn auch die schlechteste Gelegenheit bietet“. Wie sehr Lambert die Zehntfrage überschätzt, geht aus verschiedenen Aeusserungen selbst hervor, denn dieser Zehntangelegenheit schreibt er die Ursache aller Leiden und Verwirrungen zu, die das Reich getroffen haben.

Pag. 46. – – – decimas se de suis in Thuringia possessionibus daturum et ceteros Thuringos ut idem facerent coacturum. Quae res multorum malorum seminarium fuit – – –.

Pag. 71. – – – decimas ex suis in Thuringia possessionibus dare consensisset, et per hoc calamitatem maximam genti suae invexisse videretur.

Pag. 165. – – – de integro Thuringos omnes de iniusta decimarum retentatione reos addicere molitur, nec recogitat, hanc causam originem seminariumque extitisse omnium calamitatum, quibus per plures iam annos res publica incommodissime vexabatur[1].

Bei dieser Verknüpfung der Zehntangelegenheit mit der Scheidungsfrage mag neben den oben erwähnten Erwägungen noch besonders der Umstand von Einfluss gewesen sein, dass es ihm damit gelang, den in die schwebende Scheidungsfrage hineinfallenden Aufstand des Markgrafen Dedi organisch in das Ganze einzuflechten. Dass er damit in eine gänzlich unhaltbare Auffassung und Darstellung dieses Ereignisses gerieth, ist im Excurs III (Die Thüringer Zehntstreitigkeit bis 1069) von Meyer von Knonau (S. 656) überzeugend klargelegt worden.

Indem sich nun Lambert der Meinung hingibt, er habe die richtige Auffassung des zu schildernden Vorfalles erlangt, scheut er sich nicht, seine Combinationen als wirkliche Thatsachen in die Darstellung aufzunehmen und von diesem Standpunkte aus alles zu gestalten. Sein Verfahren lässt sich bis in die kleinsten Einzelheiten verfolgen, wie sich denn auch alle Abweichungen zwischen ihm und dem Altaicher daraus leicht erklären. Lambert,

  1. Man beachte die Wiederholung derselben Ausdrücke.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_306.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)