Seite:De DZfG 1892 08 045.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der scheinbar günstigen Ascendenz die bedrohliche Stellung des Krebses übersehen, dass Ezzelino bei seinem letzten Ausmarsch 1259 den Stand des Mondes im Scorpion und die gefährliche Bedeutung der Ascendenz des Schützen nicht beachtet habe. Freilich fügt er die vorsichtige Verwahrung bei, dass er weder darauf bauen, noch seine Zeit mit dergleichen Dingen verlieren wolle, aber er gibt sich doch mit sichtlicher Befriedigung als einen geschulten Beobachter der Constellationen zu erkennen[1][WS 1].

Und mochten die Bettelmönche den berühmten Bonatti noch so heftig befehden, einer der ersten Vertreter minoritischer Geschichtschreibung, Bruder Salimbene von Parma, ist trotzdem ein begeisterter Verehrer jenes kaiserlichen Astrologen Michael Scotus; „wie wahr der Inhalt seiner (prophetischen) Verse gewesen, konnten Viele sehen; denn auch ich habe es im Einzelnen gesehen und erkannt; und ich habe gelernt und weiss, dass es wahr gewesen ist bis auf wenige Ausnahmen.“ Auch der von Salimbene geschätzte Meister Benvenuto Asdenti, ein erleuchteter Flickschuster zu Parma, schöpfte seine Prophetenweisheit nicht nur aus den Weissagungen des Alten und Neuen Testaments, des Abts Joachim, des Merlin u. A., sondern zum Theil ebenfalls aus den Schriften des Scotus[2]. Ganz durchdrungen von dem Einfluss der Gestirne zeigt sich dann der erste grosse Geschichtschreiber der Florentinischen Republik, Giovanni Villani († 1348). Nicht allein Missernten und Theuerungen, Ueberschwemmungen, Seuchen und Feuersbrünste führt er auf bestimmte Constellationen und Himmelserscheinungen zurück (X, 118. XI, 2; 100; 114), sondern auch die Eigenart ganzer Landschaften und Völker ist ihm durch Planeten und Sternbilder bedingt, wie er z. B. die chronische Unruhe im Florentinischen Staatswesen aus der zweiten (Römischen) Gründung der Stadt unter dem Zusammenwirken von Sonne, Mercur und Mars herleitet (III, 1. XII, 32; vergl. I, 7. I, 60. VIII, 48). Allerdings betont er mehr als einmal, dass die Constellationen der menschlichen Willensfreiheit und vollends der göttlichen Allmacht gegenüber

  1. Vgl. Mon. Germ. SS. XIX, 73; 85; 137 f.; die Kritik des Rolandino wiederholt später (15. Jahrh.) der Mediciner und Chronist Jacobus Malvegius von Brescia, Muratori XIV, 930 ff.
  2. Vgl. Chronica fratris Salimbene Parmensis (Parma 1857), p. 169 f.; 176 ff.; 284; 301 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Rol- (zweiter Wortteil nach Zeilenumbruch fehlt)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_045.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)