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nun Ailli sich den gesetzmässigen, mit den kosmischen Vorgängen verknüpften Gang der Geschichte klar zu machen. Gegeben war durch die Astrologie, deren Erfindung er mit Josephus den Urvätern zuschreibt, vor allem der Einfluss der uns bekannten Conjunctionen und ausserdem der sogenannten Revolutionen des Saturn, wobei auch noch die Herrschaft der einzelnen Planeten über bestimmte Länder und Völker in Betracht zu ziehen war. Die gangbaren Vorstellungen von den sechs Weltaltern und den vier Weltmonarchien, welch letztere Ailli übrigens nach dem von Hieronymus abweichenden geographischen Schema des Orosius aufführt, sollen nicht etwa ganz beseitigt werden, aber sie erscheinen doch auf die Seite geschoben über dem Bemühen, die grossen epochemachenden Ereignisse auf Erden mit der Flammenschrift des „Himmelsbuches“ in Einklang zu bringen. Seltsam genug mischt sich die transcendentale Eintheilung mit der natürlichen in dem Einfall, die vier Perioden vor und unter dem Gesetz, unter der Gnade und der Bosheit (des Antichrist) nicht nur mit den vier Lebensaltern des Menschen, sondern auch mit den vier Vierteln des Thierkreises in Berührung zu setzen; darnach ist die Jugend oder der Frühling der Welt warm und feucht, ihr Mannesalter oder Sommer warm und trocken, ihr Alter oder Herbst kalt und trocken, ihr Greisenstand oder Winter kalt und feucht. „Wie der Mensch altert durch Saturn und Mars, so wird auch diese vergängliche Welt durch jene Planeten altern und zuletzt ihren Kreislauf in dem feurigen Zeichen des Widders vollenden. Und desshalb wird sie auf Gottes Gebot durch Feuer zu Grunde gehen“[1]. Die rein astrologische Würdigung der Geschichte wird nun freilich ausserordentlich dadurch erschwert, dass neben den grössten auch die mittelgrossen und grossen Conjunctionen, neben den Revolutionen der Planeten auch die verschiedenen Zeichen des Thierkreises und die verschiedenen Triplicitäten mit hereinspielen, woraus sich natürlich ein starkes Durcheinander von Combinationen und Zeitabschnitten ergibt, ganz abgesehen von der Unsicherheit einer Rechnung, die von der Erschaffung der Welt ausgeht.

So beruhen die grössten Conjunctionen von 960 Jahren, wie

  1. Elucidarium astronomice concordie cum theologica et hystorica veritate cap. 34.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_060.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)