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zu wollen, vielmehr kräftig zur Aufrechterhaltung der Freundschaft zwischen Schweden und den übrigen Mächten Europas beitragen werde[1].

Unter solchen Umständen musste Osterman auf die Ausführung seines Planes verzichten, zumal die eigenen Freunde ihm versicherten, dass die Uebergabe der Declarationen ihre Lage nur noch verschlimmern würde. Erst Ende Juni unternahm er von Neuem einen Vorstoss, indem er nach Verlesung der Russischen Erwiderung auf die Schwedische Note vom 6. Mai im Namen Panin’s den Baron Cocceiji ersuchte, derselbe möge sich zur Uebergabe einer gleichlautenden Erklärung verstehen. Aber diesmal äusserte sich der Preussische Gesandte den ihm von Berlin aus inzwischen ertheilten Verhaltungsbefehlen gemäss in ausweichender Weise, und wenig ermuthigender lauteten die Antworten seiner übrigen Stockholmer Collegen[2].

Sicherlich würde der Petersburger Hof die Versumpfung der „Declarationsangelegenheit“ nicht so ruhig hingenommen haben, wäre nicht gerade in jenen Tagen eine für die Bestrebungen Russlands äusserst vortheilhafte Spaltung innerhalb der Schwedischen Reichstagsmajorität eingetreten, indem der Oberst Pechlin, welcher bei Beginn des Reichstags der eifrigste Vorkämpfer des Hofes und der Hüte gewesen war, sich plötzlich ins Lager der Opposition begab. Was dieser Uebergang bedeutete, das konnten am besten seine ehemaligen Parteigenossen ermessen, die nur durch seine Beredsamkeit und Geschicklichkeit die Entfernung der Russenfreunde aus dem Senat (23. Mai) und die Verlegung des Reichstages von Norrköping nach Stockholm (29. Mai) durchgesetzt hatten[3]. Es fehlte daher auch nicht an Versuchen des Hofes und seiner Anhänger, Pechlin, wie im Jahre 1762, durch Ausstossung aus dem Ritterhause für längere Zeit unschädlich zu machen. Allein dieser fand in den Vertretern

  1. Cocceiji, 2., 5. u. 9. Mai. Der letzten Depesche ist die Schwedische Note beigefügt.
  2. Cocceiji, 30. Juni. Dort heisst es von der Russischen Erwiderung: „Il y est dit que l’Impératrice de Russie avait vu avec beaucoup de plaisir les dispositions pacifiques de la Suède et l’intérêt qu’elle prenait au maintien du repos dans le Nord; que l’Impératrice de Son côté se ferait un devoir de concourir à ce but, pourvu que la Suède persistât dans ces sentiments et qu’elle ne songeât point à altérer sa constitution“.
  3. Ausführlicher bei Malmström VI, 118–36.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_098.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)