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Gustav war einem Besuche bei seinem Oheim keineswegs abgeneigt. Viele Gründe sprachen dafür, so die nahe Verwandtschaft, ein früheres Versprechen und die auf der Heimreise fast unvermeidliche Berührung Preussischen Gebiets. Da er jedoch ohne Zustimmung der Schwedischen Regierung einen so folgenschweren Schritt nicht wagen wollte, ertheilte er dem Kanzleipräsidenten Cl. Ekeblad den Befehl, die Reiseangelegenheit unverzüglich im Reichsrath vorzubringen und ihn von dem Resultat der Berathung dann so schnell als möglich in Kenntniss zu setzen[1]. Dass man auch in Stockholm die Nothwendigkeit eines solchen Besuches nicht minder lebhaft empfand, bewies ein Schreiben Sinklaire’s, welches noch in Paris in die Hände des Königs gelangte, und welches im Namen zahlreicher Freunde der Hoffnung Ausdruck gab, Gustav werde den Rückweg über Berlin nehmen und bei dieser Gelegenheit seinem Oheim, „diesem argwöhnischen Löwen“, vorstellen, dass Schweden keineswegs mit Russland „Streit suchen“ (chercher noise), sondern sich einzig um seine inneren Angelegenheiten bekümmern und niemand seiner Nachbarn „stören“ (troubler) wolle[2]. Trotzdem verliess der Schwedische König die Französische Hauptstadt, ohne einen bestimmten Entschluss bezüglich der Reise nach Berlin gefasst zu

    la satisfaction de le voir, je lui parlerai sûrement – – – selon ma conscience et le prierai instamment de ménager de certains voisins, avec lesquels il ne faut pas tirer à la courte paille“. Fersen III, 398 f.

  1. Am 1. März (Nachts) erhielt Gustav die Nachricht vom Tode seines Vaters. Schon am 2. März schrieb K. Scheffer in seinem Auftrage an Ekeblad. D’Albedyhll, Skrifter af blandadt innehåll II, 164 f. (Nyköping, 1810). Vgl. Gustav an Ulrike, 10. März: „Je souhaiterais fort de voir le Roi de Prusse; j’en ai déjà écrit au Sénat pour savoir son avis, et c’est après ce qu’il me répondra que je me réglerai“. Fersen III, 397.
  2. Es heisst in diesem Schreiben (Undatirt, Upsala Bibl.; nach einer Randbemerkung Gustav’s noch in Paris eingetroffen): „Par ce moyen nous aurions à V. M. ce surcroît d’obligation qu’Elle eût conjuré l’orage dans son origine et qu’Elle eût amadoué ce lion ombrageux, avant qu’il eût formé son plan pour se jeter à travers de nos opérations pour la diète prochaine. Si, au contraire, V. M. passe sans le voir, ce Prince, sur qui l’humeur a beaucoup de pouvoir, pourrait regarder cet oubli comme une marque d’indifférence, dont sa fierté naturelle se croirait offensée, au lieu qu’une visite de V. M. dans les circonstances présentes ne pourrait que le flatter sensiblement“. Der Brief auszüglich auch bei Geijer I, 109 f.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_112.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)