Seite:De DZfG 1892 08 113.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

haben[1], und seine letzten Bedenken schwanden erst, als er in Braunschweig ausser den dringenden Ermahnungen seiner Mutter[2] und einer freundschaftlichen Einladung seines Oheims[3] auch seitens des Reichsraths endlich eine zustimmende Antwort empfing[4].

Am 22. April traf er in der Preussischen Hauptstadt ein, wo er mit so schmeichelhaften und glänzenden Ehrenbezeugungen empfangen wurde, dass er, entgegen seiner ursprünglichen Absicht, sein Incognito ablegte[5]. In mehreren Unterredungen kam es zu einer gründlichen Aussprache zwischen Oheim und Neffen. Ersterer skizzirte zunächst in flüchtigen Umrissen die von Preussen, Russland und Dänemark zum Schutze der Schwedischen Verfassung eingegangenen Verpflichtungen und hob hervor, dass diese Verpflichtungen ihn beim Umsturz der Regierungsform von 1720 zu einem offensiven Vorgehen gegen Gustav nöthigen würden; worauf dieser, da er richtig herausfühlte, sein Oheim glaube an das Bestehen geheimer Französisch-Schwedischer Abmachungen, mit glänzender Beredsamkeit darzuthun sich bemühte, dass er sich mit dem Versailler Hofe weder durch einen Subsidientractat

  1. Gustav an Friedrich [Wesel, Anfang April]: Er könne erst von Braunschweig aus mittheilen, ob er Berlin berühren werde. Vgl. Heinrich an Gustav, 11. April: „La lettre que vous m’écrivez de Wesel – – – me met encore en doute si j’aurai le bonheur de voir Votre Majesté“. Beide Schreiben in der Upsalaer Bibl.
  2. Ulrike an Gustav, 22. März: „J’ai bonne raison pour désirer que vous passiez par Berlin“. Anfang April schrieb sie an ihn: Sie wünsche die Reise „fortement. Vous êtes dans le cas de chercher partout des amis et je suis sûre que votre présence vous acquerra celle [sc. amitié] du Roi mon Frère, qui peut beaucoup empêcher les mauvaises impressions que la Russie pourrait opérer à cette diète“. Beide Schreiben in der Ups. Bibl. – Behnisch meldet, 2. April: Der König beabsichtige nach Berlin zu kommen, und zwar habe Ulrike „pressé l’exécution dans la première lettre qu’Elle a écrite à Paris après le décès du Roi Son époux“. Letzteres ist ein Irrthum, wie aus Ulrikens Briefen an Gustav (Ups. Bibl.) hervorgeht.
  3. Friedrich an Gustav, 11. April. Oeuvres XXVII, 2; S. 73.
  4. Das Schreiben Ekeblad’s vom 27. März (Antwort auf K. Scheffer’s Brief vom 2. März) gelangte erst in Braunschweig in die Hände Gustav’s. D’Albedyhll II, 180 f.
  5. Ueber die Aufnahme Gustav’s in Berlin vgl. verschiedene Briefe Scheffer’s bei Albedyhll II, 181–90; sowie Schinkel I, 28–30 (Stockh. 1852).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_113.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)