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Ende zu bereiten[1]! Allein nichts vermochte sein felsenfestes Vertrauen auf die Ehrlichkeit seines Neffen zu erschüttern, nicht einmal die Stockholmer Berichte des Französischen Botschafters Vergennes, welche ausführliche Angaben über dessen Conferenzen mit dem Schwedischen Könige wie über die hierbei vereinbarten Revolutionspläne enthielten und auf dem uns schon von früher her bekannten Londoner Umwege auch zur Kenntniss Dönhoff’s gelangten[2]. Dies um so weniger, als Gustav noch am 2. August, also wenige Tage vor dem Staatsstreiche, in einer Unterredung mit Osterman anscheinend die friedlichsten Neigungen und das lebhafteste Verlangen nach der Ermöglichung eines Besuches am Petersburger Hofe bekundete[3].

Von desto heftigerem Unwillen wurde der Preussische König natürlich ergriffen, als er (30. August) auf einer Reise in Schlesien die erste Kunde von den Vorgängen in Schweden empfing. Musste er es doch nicht nur als eine politische Niederlage, sondern auch als eine persönliche Kränkung ansehen, dass sein eigener Neffe, ein in den Künsten der Diplomatie noch wenig erfahrener Neuling, ihn, den allgemein anerkannten und bisher unerreichten Meister, durch einen Machiavellismus sonder Gleichen in schnödester Weise überlistet hatte[4].

  1. Ende Januar 1772 trat der Plan einer Revolution zuerst in bestimmterer Form auf. Malmström VI, 300 ff. – Am 11. Februar schreibt Gustav an Ulrike: „Ils [les Etats] n’ont point voulu d’une liberté réglée en 1769. Ils auront en 1772 – – –, ma chère Mère peut deviner“. Fersen III, 418.
  2. Dönhoff, 24. u. 31. Juli. Vgl. auch Malmström VI, 396 f.; Odhner I, 116 f. und Solovjev XXVIII, 382 f. Am 16. Juli traf der Englische Courier mit einer Abschrift der Relation Vergennes’ vom 21. Mai in Stockholm ein.
  3. Dönhoff, 4. August; vgl. Osterman’s Relation, 24. Juli/4. August. Solovjev XXVIII, 384 f. – O. liess sich übrigens nicht hinters Licht führen, sondern schrieb an Panin, alles dies sei ersichtlich nur ersonnen, um die Aufmerksamkeit von den Revolutionsplänen Gustav’s abzulenken. Freilich kam diese Warnung zu spät. – Wie wenig Friedrich den Revolutionsplan ahnte, erweisen seine Immediaterlasse an Dönhoff, 5., 12. u. 21. August. Am 12. August schreibt er: Er glaube nicht „qu’un pareil projet soit réellement fondé et que le Roi veuille prendre des mesures pour l’exécuter“.
  4. Die Stimmung des Königs spiegelt sich vortrefflich in seinem Schreiben vom 30. August an Ulrike wieder, wo es heisst: „Il y a longtemps
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_119.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)