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die Schäfferei mit Arrest belegt[1] und der Absatz des Bernsteins nach Flandern unterbrochen.

Unter dem mangelhaften Einverständniss, wie es zwischen dem Marschall, dem obersten Vorgesetzten des Grossschäffers von Königsberg, und dem Lieger Gesike bei dem soeben geschilderten Vorfall zu Tage tritt, hatte der Procurator ausserordentlich zu leiden. Vorwürfe darüber finden sich wiederholt in den Briefen der Ordensvertreter[2].

Erklärlich wegen der traurigen Verhältnisse zu Brügge scheint es noch, wenn Wormditt häufig darüber klagt, dass seine auf die Lieger ausgestellten Wechsel nicht eingelöst[3], oder dass Befehle des Hochmeisters und der Grossschäffer in Brügge nicht erfüllt werden[4]. Schlimmer ist es schon, dass die Lieger von Geldern, die zum „obirkouffen“ laut Mittheilung aus Preussen nach Flandern übersandt sind, nichts berichten[5]. Indessen selbst diese Nachlässigkeit der Lieger kann noch lange nicht so des Procurators Erbitterung erregt haben, als wenn zwischen den Briefen des Hochmeisters und dem Lieger sich völlige Widersprüche ergeben. Wechselschulden, die nach Bericht Küchmeisters längst gedeckt sind, über deren Bezahlung der Hochmeister Quittungen[6] in Händen zu haben erklärt, harren nach Briefen des Liegers noch der Einlösung.

Wie gross die Verwirrung in Preussen und Brügge war, zeigt folgender Vorfall. Wormditt erhielt von Küchmeister die Mittheilung, dass er zu Michaelis 1416 in Brügge 6000 Gulden als vorhanden annehmen dürfe. Ganz anders lautete die diesbezügliche Nachricht des Liegers. Nicht nur die Summe setzte er auf 3000 Gulden herab, nein auch den Termin schob er auf

  1. H. M. Reg. 1419–22 S. 297.
  2. Schbl. XXI Nr. 113.
  3. Schbl. I a Nr. 110: „ich vormag nicht me geldes uszubrengen, sint dem male das der leger nicht beczalen wil, was ich alhie ober wechsle“.
  4. Schbl. I a Nr. 129.
  5. Schbl. I a Nr. 136 u. Nr. 76.
  6. Schbl. I a Nr. 140. Brief des Procurators an den Hochmeister: „Ir habet mir vormols geschreben, wie ir die 2000 – – – hettet beczalet eynem czu Prussen und der hette uch quittancien von Flandern gebracht, das her sie vor uch aldo hette beczalt. Nu schreibt der leger, das her sie nu von desem gelde, das ich haben sol, welle bezalen.“
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_241.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)