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ihrer rechtmässigen Forderung aufnöthigte, indem er fünf Rottenführern statt der 5 Monate, die sie dem Orden gedient, nur 3 bezahlte und trotzdem sich von ihnen bei dem Abzug erklären liess, dass ihnen vom Hochmeister der Sold „gancz und gar usgerichtet – – und czu gutem genuge beczalet“ sei, eine Erklärung, die für einen der Söldnerführer böse Folgen haben sollte. Seine Leute nämlich beschuldigten ihn der Unterschlagung des Soldes auf 2 Monate, und er wusste sich nicht anders vor ihren Ansprüchen zu retten, als dass er den Hochmeister und die andern vier Rottenmeister um eine Bescheinigung bat, thatsächlich nur für 3 Monate Sold empfangen zu haben[1].

Viel häufiger lässt sich eine Stundung des fälligen Soldes nachweisen[2], die freilich oft von den unangenehmsten Erscheinungen begleitet ist.

Am gefährlichsten gestaltete sich die Lage 1414 nach Beendigung des „Hungerkrieges“. Der Komtur von Balga, der auf Befehl des Hochmeisters mit den Söldnern unterhandeln sollte, gab jenem am 9. Oktober den Rath, nur die Rottenmeister vor sich zu lassen, nicht aber die Söldner. Falls diese eingelassen würden, sei Plünderung zu befürchten. Ja, seine Sorge ging so weit, dass er einen Angriff der Söldner fürchtete; deshalb und zum Schutze der Landbevölkerung bat er Küchmeister, die Comture von Danzig, Mewe und Dirschau aufzubieten, und namentlich den Schaaren nicht auf einmal, sondern nur in 4 bis 6 Haufen den Abzug zu gestatten[3]. Hielt der Orden seine Verpflichtungen nicht, so konnte man nicht darauf rechnen, dass von der andern Seite die Schlussbestimmung des Soldvertrages[4] sonderlich respectirt werden würde, wonach die Söldner sich verbindlich gemacht hatten, auch vor der Musterung und nach der Verabschiedung, bei Einzug und Auszug, Land und Leute des Ordens nicht zu beschädigen.

  1. Schbl. IX Nr. 2 u. 3.
  2. Schbl. IX/a Nr. 37 ; Schbl. LXXV Nr. 97; H. M. Reg. 1414–17 S. 199. Adelsgeschichte/a S. Nr. 100; Schbl. VII Nr. 27; H. M. Reg. 1417–19 Nr. 242; Schbl. VII Nr. 26.
  3. Schbl. XX/a Nr. 111. – Dieser Brief beleuchtet sehr seltsam Posilge’s Worte zu 1414, dass der Orden alle seine Söldner „czu genuge – – wol – – abelonit und entricht in solt czu danke“. Vgl. oben S. 263; Script. III, 349.
  4. Vgl. oben S. 261 Anm. 1.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_269.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)