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die Grafschaft Burgau übergeben, so könnte Mantua unter kaiserlicher Besatzung bleiben, sonst aber der Ausweg gefunden werden, dass die Garnison dem Kaiser, sowie dem Herzoge von Guastalla gleichzeitig den Treueid leiste. Kirchner hatte überdies versprechen müssen, langsam zu reisen, damit ihn die Antwort aus Wien noch unterwegs träfe und er im günstigen Falle sofort zur Wiederaufnahme der Verhandlungen umkehren könne[1]. Gleichzeitig werden ähnliche Eröffnungen an den Grafen Stadion, den Vertreter des Kurfürsten von Mainz in Utrecht, gemacht[2].

Die Vertreter der Reichsfürsten werden überdies wiederholt um ihre Vermittlung in Wien angerufen[3]. Ziemlich gleichzeitig wird eine Anknüpfung durch den König von Preussen[4], den Herzog von Lothringen[5], den Kurfürsten von der Pfalz versucht. Letztere hat dann zum erwünschten Erfolge geführt. Auch die Venetianer und der Papst boten ihre Vermittlung an[6]; ob auf Französischen Antrieb, ist unbekannt. Aber der Kaiser verharrte unveränderlich beim einmal gefassten Entschlusse.

Die Falschheit, mit welcher Ludwig XIV. im Augenblicke, da man alle Schwierigkeiten durch weitgehendstes Entgegenkommen überbrückt glaubte, neue dem Kaiser besonders schädliche und ehrenrührige Forderungen aufgestellt hatte, brachte in Wien ein Misstrauen gegen die Französische Politik hervor, das Monate lang nicht weichen wollte; hinter jedem Schritte, den Ludwig XIV. des Friedens halber that, wurde eine neue Tücke gewittert, in der Anknüpfung mit den Reichsfürsten nur der Versuch gesehen, dieselben vom Kaiser loszulösen. Dem Papste wurde etwas ironisch geantwortet, er möge lieber seine väterliche Autorität bei Frankreich selbst anwenden[7]. Schliesslich wurde der Grundsatz aufgestellt, gar keine Mediation zuzulassen[8], am wenigsten aber die der Seemächte[9], gegen welche in Wien ebenfalls tiefe Verbitterung Platz gegriffen hatte. Noch eines mochte dazu kommen.

  1. Vettor Zane 3. Juni, W. S. A. F.
  2. Kaiser an Kurmainz 1. Mai, ebda.
  3. Heems’ Bericht vom 16. Sept., ebda.
  4. Hoffmann am 26. Sept., W. S. A.
  5. Heems 10. Oct., ebda.; s. auch Arneth, Prinz Eugen, II, 309.
  6. Conferenzprotokoll vom 2. Juli, ebda.
  7. Conf.-Prot. 2. Juli, W. S. A.
  8. Conf.-Prot. 27. Juli, ebda.
  9. Referat über die Conferenz vom 7. Sept., ebda.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_281.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)