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Heer aufzubringen vermochte, die Reichsstände sich lauer denn je in der Kriegsleistung zeigten, musste er es geschehen lassen, dass der Gegner Ende Juni mit der Belagerung von Landau beginnen und dieselbe binnen wenigen Wochen zu erfolgreichem Ende führen konnte. Diese Niederlage kaiserlicher Waffen an Stelle der erträumten Erfolge hat dann aber in Wien die Stimmung stark abgekühlt und sie den Französischen Vorschlägen zugänglich gemacht, nachdem den wiederholten Eröffnungen endlich auch das Misstrauen gewichen war.

Villars hatte von Anfang an neben seiner Rolle als siegreicher Feldherr noch eine andere zu spielen unternommen: als Friedensvermittler. Kaum dass der Feldzug begonnen hatte, fing seine Anknüpfung mit Kurpfalz an[1]. Diese Intervention bot vor allen anderen die meiste Bürgschaft auf Erfolg durch die verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen Johann Wilhelm’s mit dem kaiserlichen Hofe. Unvergessen waren wohl auch seine guten Dienste aus dem Jahre 1697 in Paris, die damals zur Durchführung der Ryswicker Klausel geführt hatten. Ueberdies nahm er ja eifriges Interesse an der Beendigung des Kriegs wegen der steten Gefahr für seine Länder und weil es galt, in einem Frieden endlich den gewonnenen Rang als erster weltlicher Reichsfürst, zugleich die erhaltene Oberpfalz zu sichern.

Der Kurpfälzische geheime Rath und Contributions-Intendant Beckers ist anfänglich die Mittelsperson. Noch während der Belagerung von Landau, Anfang August, äussert sich Villars ihm gegenüber einmal sehr bestimmt über die Friedensliebe seines Königs und entwirft die ungefähren Bedingungen, auf welchen Ludwig XIV. bestehen würde. Dieser Unterredung, über welche Beckers am 5. August an seinen Fürsten berichtet[2], sind aber im Monate Juli bereits wiederholte Begegnungen vorhergegangen. Villars meint, die vollständige Wiederherstellung

  1. Vorher war es bei Gelegenheit einer Lieferung von Getreide zu ähnlichen Gesprächen zwischen den Franzosen de la Houssaye und Hazel mit dem Kurmainzischen Hofmarschall von Reigersberg gekommen, worüber der Kurfürst von Mainz auch nach Wien berichtete. Feldzüge Prinz Eugens, XV, 425.
  2. Dieses und die folgend erwähnten Actenstücke sind, wenn nicht ausdrücklich anders bemerkt, aus: W. S. A. F.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_283.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)