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den Prinzen aufgefordert, die Besprechungen in Rastatt wieder aufzunehmen[1].

Contades hatte sich nur vier Tage in Versailles aufgehalten und war dann in allergrösster Eile nach Strassburg zurückgereist, wo der Marschall auf ihn wartete[2].

Die thatsächliche Abreise des Prinzen von Rastatt, die letzten Berichte Villars’ und mehr als das alles, die persönliche Berichterstattung des gewandten Contades haben bei Ludwig XIV. und Torcy ihren Eindruck nicht verfehlt. In der Frage der Titulatur der Kurfürsten, der Ausstattung der Fürstin Orsini und des zwischen Kaiser und Spanien zu schliessenden Friedens gibt der König nach; ebenso wegen Rakoczy. Freilich nicht ohne dass Villars noch einmal sich bemühen sollte, das alles durchzusetzen. Da wir gesehen haben, dass auch der Kaiser davon manches hatte nachgeben wollen, so erscheint dieser Ausgang als ein entschiedener Sieg der diplomatischen Zähigkeit Prinz Eugen’s.

Aber auf drei Punkten will Ludwig XIV. unbedingt bestehen. Der Wiener Hof hatte noch an der Fiction festgehalten, dass er sämmtliche in Utrecht geschlossenen Verträge nicht anzuerkennen brauche, dass sie für ihn nicht existirten, hauptsächlich wohl, um die darin zu Gunsten des Herzogs von Savoyen getroffenen Verfügungen nicht gut heissen zu müssen; desshalb hatte Prinz Eugen in seinem Ultimatum in der Einleitung eine Phrase angehängt, welche alle früheren Verträge, die etwa mit dem jetzt zu schliessenden im Widerspruche ständen, für nicht verbindlich erklärte. Im engen Zusammenhang steht die Fassung des Art. XXXI, wie man sie Oesterreichischerseits gegeben hatte: nämlich Anerkennung der Rechte des Kaisers auf sämmtliche Staaten in Italien, die einst zur Spanischen Monarchie gehört hatten. Damit wird das Recht gewahrt, sich wieder in Besitz von Sicilien und des 1703 an Savoyen abgetretenen Theiles von Mailand zu setzen, ebenso die Einnahme von Porto-Longone, das noch in Spanischen Händen sich befand, zu erzwingen. Der Wiener Hof behielt sich damit eine causa belli in Italien offen;

  1. Ders. am 28. Febr. Am 3. März schreibt er von dem „gran cambiamento di Rastatt, che fa risorgere le speranze, poco men che perdute, della pace.“
  2. Ueber die Mission Contades’ und den Schluss der Verhandlungen Courcy II, 236 ff.; Vogüé 346 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_300.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)