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mit weiteren Kreisen durch locale Sectionen gewonnen werden kann. Sehr richtig wird ferner betont, dass die Archive, die Sammelstätten aller Documente der Vorzeit, in den Mittelpunkt der localen Geschichtsbestrebungen zu treten haben. Der Verf. jener Broschüre wünscht da besonders Stiftungen nach dem Vorbild der Mevissen’schen in Köln, anzuregen, zur dauernden oder vorübergehenden Gewinnung von archivalischen Hilfskräften und zum Ausschreiben von Preisaufgaben. Das eine dieser Mittel hat freilich sein Bedenkliches, da es die jungen Historiker leicht zu lange in einer rein wissenschaftlichen Thätigkeit ohne Aussichten auf eine Lebensstellung festhält; aber gewiss wird auf diesem Wege am raschesten eine solide Grundlage für die Localforschung gewonnen. Es genügt freilich nicht, dass innerhalb des Archivs fachmännisch gearbeitet wird, wenn daneben der Dilettantismus weiter das Vereinsleben beherrscht. Das Archiv muss enge Fühlung mit diesem gewinnen, wie es in dem Aachener Beispiel geschehen ist: wenn die Vereine und Dilettanten nicht zum Archiv kommen, so müssen die Archivare die Vereine und die Dilettanten aufsuchen, deren Führung und Belehrung übernehmen und dafür sorgen, dass die Sitzungen und Publicationen sich wissenschaftlich auf einer gewissen Höhe halten. Wo der Dilettantismus sich nicht abhalten lässt, seine Erzeugnisse an die Oeffentlichkeit zu bringen, hat die fachmännische Kritik es in der Hand, den üblen Wirkungen zum grossen Theil vorzubauen; andere dilettantische Kräfte aber, die der Belehrung zugänglich sind, lassen sich, auf den rechten Weg gewiesen, nützlich verwerthen. Man wird sagen dürfen, dass sich auf dem Gebiete der Provinzialforschung und des histor. Vereinslebens gerade durch solche Einwirkung der Fachleute in den letzten Jahrzehnten vieles gebessert hat, dass es aber dort, wo der Dilettantismus noch das Feld behauptet und schöne Mittel durch ihn vergeudet oder verzettelt werden, grossentheils Schuld der Fachleute ist

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Die Historische Gesellschaft für die Provinz Posen hat in den letzten zwei Jahren beträchtlich an Mitgliedern zugenommen, so dass die Zahl 1200 beinahe erreicht ist. Ihr 1. Vorsitzender ist Oberpräs. Frh. v. Wilamowitz-Möllendorff, 2. Vors. Staatsarchivar Dr. R. Prümers, Schriftführer Archivar Dr. A. Warschauer. Im J. 1892 publicirte sie den 7. Jg. ihrer Zeitschrift (s. Bibliogr. Nr. 2046) und den 1. Band des Stadtbuchs von Posen, hrsg. von Warschauer, enthaltend die ma. Magistratsliste, die ältesten Protokollbücher und Rechnungen der Stadt. Ueber das Ergebniss des Preisausschreibens von 1888 bezw. 1890 siehe unten.

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Der Aachener Geschichtsverein hat soeben mit dem 14. Bande seiner Zeitschrift die Chronik über das Vereinsjahr 1891–92 ausgegeben. Seit wir über den Stand der Dinge von Ende 1889 berichteten (s. ’90, 122), ist der Mitgliederbestand zeitweilig zwar etwas herabgegangen (bis auf 599), jetzt aber wieder auf 664 (gegenüber 652) gestiegen. Die Stadt Aachen hat zu Anfang des Jahres 1890 für 3 Jahre einen auf 1000 M. erhöhten Zuschuss bewilligt, und die Finanzlage des Vereins hat sich in Folge dessen wesentlich verbessert. Auch die Verlegung des städtischen Archivs in neue und zweckmässige Räume (im Sommer 1890) war ein für die Aufgaben des Vereins sehr erfreuliches Ereigniss. Dieser hat nun aber auch eine grössere

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_352.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2023)