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ausserhalb Deutschlands in Frankreich und Belgien vorliegt, so kann ich bei einem das ganze Reich umfassenden Unternehmen nicht zur Wahl gerade dieses Massstabes rathen, zumal da die neue Generalstabskarte in 1 : 100 000 zum grossen Theil bereits vorhanden ist. Durch die Möglichkeit, Flussnetz und Situation direct einer Vorlage, wie der gedachten Generalstabskarte, entnehmen zu können, würde die Zeichnung der Grundkarten technisch sehr erleichtert. Auch Messungen und Berechnungen lassen sich vermöge des Decimalsystems auf einer Karte in 1 : 100 000 leichter ausführen als auf einer in einem anderen Massstabe.

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II. Gebirge. Auf den nach meinen Entwürfen hergestellten Karten in 1 : 160 000 konnten die Gebirge nicht aufgenommen werden, weil hierdurch die Deutlichkeit der übrigen Zeichnung beeinträchtigt worden wäre. Da dies bei grösserem Massstab nicht so sehr der Fall ist, kann die Einzeichnung der Gebirge in der von Ihnen vorgeschlagenen Weise nur von Nutzen sein.

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III. Gemarkungsgrenzen. Ich war von Beginn meiner Arbeit an, ohne von Thudichum’s Ansicht zu wissen, der Meinung gewesen, dass sich die genaue Lösung der Aufgabe nur mit Hilfe der Gemarkungsgrenzen erreichen lasse. Dies hat sich im Allgemeinen als richtig erwiesen. In sehr vielen Fällen habe ich die so gefundenen Grenzen mit alten Karten und Grenzbeschreibungen vergleichen können, und ihre Unveränderlichkeit constatirt. Freilich kamen von dieser Regel viele Ausnahmen vor. Die bedeutenderen Abweichungen der heutigen Gemarkungsgrenzen von den früheren sind fast immer durch Zusammenlegung kleiner Gemeinden zu grösseren Verbänden (Bürgermeistereien) und deren Wiederauflösung sowie durch Gemeinheitstheilung entstanden. In den meisten Fällen haben sich jedoch die unterdrückten Gemarkungsgrenzen als Flurnamen erhalten. Auch die Namen der Fluren und Gewanne (Parcellen) sind höchst wichtig. Manchmal hat sich der Name einer verschwundenen Ortschaft in einem Flurnamen erhalten, und man ist in der Lage, die Situation dieser Wüstung genau feststellen zu können.

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Die histor. Grundkarten in 1 : 100 000 können nun unmöglich alle Flurgrenzen und Flurnamen aufnehmen. Und doch halte ich deren Veröffentlichung für ein höchst wichtiges Hilfsmittel der histor. Kartographie. Es müssten Karten herausgegeben werden, auf welchen die Flurgrenzen und -namen eingetragen sind. Die einfachste Lösung dieser Forderung liegt in einer Ausgabe der Generalstabskarte des Grosshzgth. Hessen vor. Die Gemarkungs- und Flurgrenzen sind in rother Farbe auf die Generalstabskarten in 1 : 50 000 aufgedruckt. Die einzelnen Fluren sind leider nur durch Zahlen bezeichnet. Doch lassen sich bei demselben Massstab auch die Namen der Fluren sehr gut einschreiben. Noch besser freilich würden sich hierzu die Messtischblätter in 1 : 25 000 eignen, welche auch als Grundkarten der neuen geologischen Aufnahme Verwendung finden.

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Die Freiheit historischer Forschung. Im 1. Heft dieses Jahrgangs hatten wir Anlass, auf einen sehr merkwürdigen und bedenklichen Vorgang hinzuweisen, bei dem der Versuch gemacht wurde, die Freiheit historischer

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_363.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2023)