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Unter anderen Städten wird auch Trier als Heimath der Helena genannt. Die Ueberlieferung weiss von vielfachen Beziehungen der Kaiserin Helena zu dieser altehrwürdigen Stadt und bekannt ist, dass sie derselben keine geringere Reliquie als den Rock des Heilandes der Welt als ein kostbares Vermächtniss überlassen haben soll. Ich will hier nicht erörtern, wie dieses Gewand, mit den Berichten von der Herkunft der Mutter Constantin’s des Grossen in Zusammenhang zu bringen sei. Dass aber Helena in Trier das Licht der Welt erblickt habe, dies ist eine Ueberlieferung, die sich nicht nur in Lateinischen, historischen wie theologischen, Schriften findet, sondern auch mehrfach in hervorragenden Werken der Deutschen Literatur, so in der Prosaauflösung der Deutschen Kaiserchronik, bei Otto von Freisingen und Hermann von Fritzlar. Nach den Untersuchungen Massmann’s[1] ist diese Annahme bereits im 9. Jahrhundert ausgebildet und verbreitet. In der That findet sich dieselbe bereits in der ausführlichen Biographie der Helena, welche der um 880 lebende Mönch Almann zu Hautvillers verfasst hat. Die Volkssage lässt sogar den „Igeler Thurm“ durch die Kaiserin Helena errichtet werden; und Schavard hält, im Anschluss an diese Volkssage, die Hauptgruppe der „Igeler Säule" für eine Darstellung der Vermählung der Helena mit dem Constantius Chlorus[2]. Hervorgehoben zu werden verdient noch die Ueberlieferung, nach welcher Helena Königin in Trier gewesen und sich um die Christianisirung ihres Staates so hohe Verdienste erworben haben soll, dass der päpstliche Gesandte Agricius das Haus der Helena dem heiligen Petrus geweiht und zum caput ecclesiae Treverensis bestimmt habe[3].

Wieviel ferner über den Stand der Helena vor ihrer Bekanntschaft mit Constantius disputirt, wie namentlich in den Werken christlicher Schriftsteller eine edle Herkunft und ein ehrbarer und angesehener Stand der allerchristlichsten Kaiserin mit ganz unhistorischen Argumenten deducirt worden ist, darauf wird in den wissenschaftlichen Lebensbeschreibungen ihres grossen Sohnes mit Nachdruck hingewiesen. Es dauerte nicht lange, so

  1. Massmann im 3. Band seiner Ausgabe der Deutschen Kaiserchronik. S. 847.
  2. Trier und seine Sehenswürdigkeiten. 1879. S. 32
  3. Chronica regia Coloniensis. Hannover 1880. p. 6.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_004.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)