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Ueberlieferungen gegeben hat, wurde weiteren Kreisen zuerst bekannt durch ein Büchlein, welches ich im Jahre 1879 bei B. G. Teubner in Leipzig zum ersten Male aus den Handschriften habe drucken lassen unter dem Titel: „Incerti auctoris de Constantino Magno eiusque matre Helena libellus“. Zwar that Körting[1] dieser Veröffentlichung zu viel Ehre an, als er sie „die bis jetzt bekannte einzige Version der Constantinsage“ nannte; denn es waren bereits vorher in zwei Fachzeitschriften für Romanische Philologie[2] diesbezügliche Sagen zusammengestellt worden. Allein es heftete sich seit jener meiner editio princeps das wissenschaftliche Interesse weiterer Kreise allerdings an diesen Gegenstand; und es war ganz zutreffend, dass Sittl[3] im Jahresbericht für die Fortschritte der classischen Alterthumswissenschaft mein Büchlein als einen neuen Beleg anführte zu dem alten Satze: habent sua fata libelli. Denn während ein von Sittl mit meinem Büchlein verglichener Lateinischer Tractat, den kein geringerer als Moritz Haupt in den Berichten der Berliner Akademie der Wissenschaften herausgab, unbeachtet blieb, hat mein Büchlein bereits eine Literatur von über 30 Nummern aufzuweisen in Deutscher, Lateinischer und Italienischer Sprache[4]. Es sei mir daher vergönnt, die weiteren Betrachtungen über die auf Constantin den Grossen bezüglichen mittelalterlichen Sagen an das Werkchen des von mir herausgegebenen unbekannten Verfassers anzuknüpfen. Der Inhalt desselben ist folgender:

Helena, ein Mädchen aus vornehmer Familie zu Trier, begibt sich nach Rom als Pilgerin, um die Kirchen der heiligen Apostel Petrus und Paulus zu besuchen, als Constantius Römischer Kaiser war. Dieser begegnet auf der Tiberbrücke dem Mädchen, das dort mit anderen Pilgerschaftsgenossen sich befand. Constantius verliebt sich in sie, schickt ihr seine Soldaten nach, um zu bemerken, in welches Haus sie geht und dem Herrn desselben zu befehlen, das Mädchen zu bewahren und es nicht wieder fortreisen zu lassen. Der Befehl wird ausgeführt. Als die Reisegefährten

  1. Körting, Boccaccio’s Leben und Werke. 1880. S. 683.
  2. R. Köhler in Gröber’s Zeitschr.f.Roman. Phil. II, 181; Wesselofsky, Romania VI (1877), S. 176.
  3. Sittl in Bursian-Müller’s Jahresbericht, 43 Bd. (1887, II) S. 51 ff.
  4. Am vollständigsten zueammengestellt in Fleckeisen’s Jahrb. f. Philol. und Pädagogik 125 (1882), S. 503 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_006.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)