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Todestages Wiclif’s (1884) stand bevor. Man dachte anfänglich daran, dem Reformator ein Denkmal zu setzen, einigte sich aber schon 1882 dahin, dass eine Wiclifgesellschaft gegründet werde, welche die Ausgabe der sämmtlichen Lateinischen Werke Wiclif’s in Angriff nehmen sollte.

Die Publicationen der Gesellschaft, auch die erst in Vorbereitung begriffenen, sind im vorigen Heft dieser Zeitschrift unter den „Nachrichten“ aufgezählt worden. Man sieht daraus, wie die Gesellschaft unter der Leitung F. J. Furnivall’s, M. Burrow’s und F. D. Matthew’s trotz geringer Mittel ihre Aufgabe rüstig gefördert hat. Von der Gesellschaft wurden jährlich meist 2 Bände Dank dem besonderen Entgegenkommen der betheiligten Forscher ausgegeben. Neben den Engländern selbst (Harris, Matthew, Lane Poole, Pollard, Sayle) und sogar mit erheblich stärkeren Beiträgen als sie, sind besonders die Deutschen Fachgenossen hier vertreten (R. Beer, Buddensieg, Herzberg-Fränkel, Loserth, Schnabel); ausser ihnen haben noch der Pole Dziewicki und der Czeche Patera mitgearbeitet.

Mit diesen Arbeiten der Wiclif-Society stehen andere in mehr oder weniger enger Verbindung (s. meine Aufsätze „Neuere Erscheinungen der Wiclif-Literatur“ in der HZ Bd. LIII und LXII). Erst jetzt, nachdem die Hauptmasse der bahnbrechenden Werke Wiclif’s gedruckt vorliegt, ist man in der Lage, seine Bedeutung vollkommen zu ermessen, seinen Werdegang zu schildern und den Einfluss genau festzustellen, den er auf das Hussitenthum genommen. Wie man einerseits heute bereits auf die Vorgänger Wiclif’s Rücksicht nimmt, ist aus Poole’s Ausgabe von De Dominio Divino zu ersehen, wo im Anhange das berühmte Werk des Richard von Armagh De pauperie Salvatoris abgedruckt ist. In welcher Weise andererseits Hus und die Taboriten von Wiclif abhängen, habe ich bei jedem der von mir edirten Werke Wiclif’s bis ins Einzelne erwiesen. Es ergibt sich, dass Hus bis in die geringfügigsten Dinge die Lehren seines Meisters wortgetreu aufgenommen hat. Selbst das nationale Moment, das im Husitenthume eine so bedeutende Rolle spielt, geht auf Wiclif zurück. Dass die Taboritenlehre im Wesentlichen mit jener Wiclif’s identisch ist, habe ich in meiner Ausgabe von Wiclif’s De Eucharistia nachgewiesen.

J. Loserth.     


Gneisenau, Chasot, Boyen und Dohna in Oesterreich. Als im Anfang März 1812 Friedrich Wilhelm III. das Bündniss mit Napoleon geschlossen hatte, verliess bekanntlich eine Anzahl patriotischer Männer Preussen, um nach Spanien oder Russland zu geben und dort

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_113.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)