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in Russland, Baron Schladen. „Der Unterzeichnete“, so endet der erste Bericht, „traff auch die nöthigen Anstalten, wenn beide genannte allenfalls Briefe auf der Post abgeben, selbe zu erhalten.“

Die beiden folgenden Berichte enthalten nichts, was erwähnenswerth wäre. „Mittwoch den 15ten Dato fuhr der preussische Oberste und Staatsrath Gneisenau“, so beginnt der vierte geheime Beobachtungsrapport, „früh um 8 Uhr zu Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Karl, all wo Er sich über eine Stunde lang aufhielt.“ Auch der geheime Beobachtungsrapport vom 17. April muss wenigstens theilweise hier wiedergegeben werden. „Freitag den 17ten April 812, kamen früh um 6 Uhr der Baron Schladen und der Herr Hauptmann von Wager“, – letzteren hatte Chasot bei einem Baron Meklenburg in Wien kennen gelernt, – „zum preussischen Obersten und Staatsrath Gneisenau, und zum Grafen Chasot, und gegen 7 Uhr fuhren die 4 genannten Personen nach Aspern, da besahen Sie [sic] das ganze Schlachtfeld des letzten Krieges, welches Ihnen [sic!] der Herr Hauptmann von Wager zeigte“. Da die beiden Reisenden nun beschlossen hatten, am 19. April sich auf den Weg nach Russland zu machen, holten sie am 18. April ihre Pässe von der Fremdencommission der Polizei-Oberdirektion ab und sandten sie Mittags auf die Staatskanzlei. Der Diener, welcher die Pässe dorthin brachte, wurde zum Abholen derselben auf 9 Uhr Abends bestellt. Als aber um diese Zeit ein Bote kam, um die Pässe abzuholen, erhielt er sie nicht, sondern er wurde auf den folgenden Tag Mittags wieder bestellt. Da endlich wurden die Pässe ausgeliefert. Am 20. April reisten dann Chasot und Gneisenau von Wien ab.

Wenn die beiden Männer dachten, dass sie mit ihrer Abreise von Wien gleichzeitig der polizeilichen Controlle entgehen würden, so irrten sie sich sehr. Zwei so gefährliche Tugendbundisten, wie Gneisenau und Chasot, konnte man denn doch unmöglich ohne jede Beobachtung durch die Länder der Oesterreichischen Monarchie reisen lassen. So scheint wenigstens Hager gedacht zu haben, denn es findet sich als letztes auf Gneisenau und Chasot bezügliche Actenstück ein Concept folgenden Inhaltes: „Schreiben den den Herrn Grafen von Goess in Lemberg. Zwei königlich preussische Unterthanen Graf Chasot und Herr von Gneisenau werden morgen von hier abreisen, und sich über Brody nach Russland begeben. Beide verlassen ihr Vaterland, weil sie mit den gegenwärtigen Verhältnissen desselben unzufrieden sind. Ich eile daher Euer Excellenz auf diese Reisenden aufmerksam zu machen, und dieselben zu ersuchen, sie auf ihrer Reise einiger Beobachtung zu unterziehen, ihnen zwar den Uebertritt über die Kaiserlich Königliche Grenze, nicht aber die Rückkehr zu

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_117.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)