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Nicht zugänglich waren mir bisher zwei Werke von Seeley[1] und Walton[2].


Tudors. An erster Stelle wäre hier aus dem Jahre 1892 das Buch von Busch zu nennen: England unter den Tudors[3], das aber erst im nächsten Bericht zur Besprechung gelangen kann.

Zur Geschichte Richard’s III. und Heinrich’s VII. kommen zwei Aufsätze der EHR in Betracht. In dem ersten[4] versucht Markham zu beweisen, dass Richard unschuldig sei an den schrecklichen Mordthaten, die Mit- und Nachwelt ihm zugeschrieben hat. Heinrich VII. und die Tudor’sche Geschichtschreibung hätten die Geschichte Richard’s III. gefälscht; Heinrich VII. selbst habe erst die Söhne Eduard’s ums Leben bringen lassen. Dagegen weist in dem zweiten Artikel Gairdner[5], der Geschichtschreiber Richard’s III. und Heinrich’s VII., die Unrichtigkeit dieser Behauptung überzeugend nach. Die Quellenaussagen führen zu dem Schlusse, dass Richard der Mörder war. Wie konnte auch Heinrich Tudor hoffen, auf den Thron zu kommen, was hätte die Verbindung mit der Prinzessin Elisabeth für einen Sinn gehabt, wenn ihre zwei Brüder noch am Leben waren? Vollends die merkwürdige Vermuthung, Heinrich VII. habe die Prinzen (etwa im Juni oder Juli 1486) tödten lassen, schwebt ganz in der Luft. Nicht einmal ein Gerücht hat solches behauptet. So wird Jedermann Gairdner zustimmen. Nur in einem Punkte verfährt auch er etwas willkürlich. Nach der Schlacht bei Tewkesbury wurde Prinz Eduard, der Sohn Heinrich’s VII., auf der Flucht ergriffen und getödtet, wir können nach dem Stand der Quellen nicht mehr sagen, von wem[6]. Gairdner behauptet, Richard müsse der Mörder gewesen sein, weil ein Geringerer es nicht gewagt haben würde, sich an dem Leben eines so werthvollen Gefangenen zu vergreifen. – Die Controverse ist dann in einer Replik Markham’s und Duplik Gairdner’s noch fortgesponnen[7]. Beide halten an ihrer Ansicht fest. Bei Markham ist namentlich die Beweisführung hinsichtlich der Vermählung Heinrich’s VII. und ihrer Beziehung zum Prinzenmorde wieder höchst bedenklich. Gairdner spricht seine Verwunderung aus, dass jener die

  1. J. R. Seeley, The growth of British Policy. Cambridge 1891.
  2. Clifford Walton, History of the British standing army. London 1891.
  3. Bd. I. K. Heinrich VII. 1485–1509. Stuttg., Cotta. 1892.
  4. Richard III.; a doubtful verdict reviewed. EHR 6, 250 ff.
  5. Did Henry VII. murder the princes? EHR 6, 444 ff.
  6. Vgl. Pauli Engl. Gesch. V S. 409 Note 2.
  7. Richard III. and Henry VII. Reply from Mr. Markham, Rejoinder from Mr. Gairdner. EHR 6, 806 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_127.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)