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Thatsache der Ermordung nicht leugnet, verweilt aber namentlich bei der Frage, auf deren Feststellung es vorher ankommt, ob nämlich die Söhne Eduard’s beim Ausgange von Richard’s III. Regierung lebten oder nicht. Gairdner führt den erneuten Beweis, dass sie schon ermordet waren.

Ueber die Verhältnisse des westlichen Englands in den Zeiten der Rosenkriege und der Tudors handelt W. H. H. Rogers[1].

In der Reihe der von Gayangos herausgegebenen Calendars, welche auf die Verhandlungen zwischen England und Spanien Bezug haben, liegt ein neuer Band vor (Vol. VI, Part I), welcher die Jahre 1538–42 umfasst[2]. Die hier zusammengetragenen Materialien stammen aus verschiedenen Europäischen Archiven. Neben Simancas hat namentlich Wien wichtige Acten geliefert. Am lehrreichsten sind wohl die Briefe des kaiserlichen Gesandten Chapuy’s in London. Der Herausgeber weist darauf hin, dass die Berichte des kaiserlichen und Französischen Gesandten Zeugniss ablegen für Heinrich’s VIII. überlegene Diplomatie. Ueber seine wahren Absichten täuschte er sie beide.

In dem letzten Bericht wurde die Veröffentlichung der Acten des Geheimen Rathes von 1542 an erwähnt. Uns liegt dieses Mal ein 2. Band zur Besprechung vor, welcher die Jahre 1547–1550, die erste Hälfte der Regierungszeit Eduard’s VI. umfasst[3]. Für die Regierungshandlungen unter dem Protectorate Somerset’s, soweit sie von dem Geheimen Rathe ausgingen, findet man hier quellenmässiges Material. Dasselbe betrifft demnach ebenso wohl wichtige politische Vorgänge, wie auch geringfügige Details der Verwaltung. Unter den Fragen der auswärtigen Politik stehen die Verwicklungen mit Frankreich und Schottland im Vordergrunde. Von Interesse für die Deutsche Geschichte ist eine Verhandlung mit den Deutschen Protestanten, während des Schmalkaldiscben Krieges, welche Subsidien von England erhalten (p. 60–61). Von den inneren Angelegenheiten ist neben der religiösen Frage besonders das Verfahren gegen Lord Seymour, den Bruder des Protectors von Bedeutung (p. 246 ff.). Eine vortreffliche Einleitung erleichtert den Ueberblick über das gebotene Material.

  1. W. H. H. Rogers, The strife of the Roses and days of the Tudors in the West. Exeter 1891. Vgl. DZG Bd. 8 pag. E179.
  2. Vgl. Nachrr. ’91, 57a (Bd. 5 p. 229).
  3. Acts of the Privy Council of England. N. S. Vol. II: 1547–1550, ed. by J. R. Dasent. Stat. Office 1890. Inzwischen ist schon ein 3. Band erschienen, auf den wir noch zurückkommen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_128.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)