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in der Staatsmänner-Serie erschienen[1]. Der Verfasser Beesly gibt freilich mehr eine „aus der Vogelperspective entworfene“ Geschichte Englands unter Elisabeth, als eine eigentliche Lebensbeschreibung der Königin. Das Bild derselben tritt nicht mit voller Klarheit hervor. Ihre Schwächen werden nicht geleugnet; das Endurtheil aber soll sich aus ihren Erfolgen ergeben. Wenige Herrscher, sagt der Verfasser treffend, haben so grosse Schwierigkeiten zu bekämpfen gehabt und wenige haben sie so siegreich überwunden: darin liegt der Massstab für ihre Beurtheilung. Die wichtigsten Ereignisse ihrer Regierung sind mit gründlicher Kenntniss zur Darstellung gebracht. Verhältnissmässig ausführlich ist die Geschichte Maria Stuart’s erzählt. Beesly glaubt unbedingt an ihre Mitschuld bei Darnley’s Ermordung und bei Babington’s Verschwörung. Die Englische Regierung, sagt er, war im Recht, Maria gefangen zu halten. Wohl gelungen ist die Erzählung von Elisabeth’s Verhalten vor der Hinrichtung der Schottenkönigin. Eine kritische Note behandelt die bekannte Erzählung von dem an den Kerkermeister Maria’s gestellten Ansinnen, sie zu ermorden. Der Verfasser liebt es, in seine Darstellung zuweilen Vergleiche mit Ereignissen der neuesten Tagesgeschichte einzuflechten, die nicht immer glücklich erscheinen (z. B. p. 141–142 die Englischen Katholiken, welche trotz der päpstlichen Bannbulle gegen Elisabeth derselben gehorsamten, und die Französisch gesinnten Elsässer, welche sich der Deutschen Herrschaft fügen). Die Charakteristiken einzelner Persönlichkeiten sind vortrefflich. Mehrfach polemisirt Beesly gegen Froude.

M. Creighton, der Bischof von Peterborough, theilt in der EHR[2] drei Actenstücke mit, welche sich auf die Excommunication der Königin Elisabeth beziehen. In dem ersten handelt es sich um die Absicht, durch das Tridentiner Concil die Excommunication aussprechen zu lassen; im zweiten und dritten um die bekannte Auslegung, welche die Bulle Pius’ V. durch Gregor XIII. erfuhr.

Das Verhältniss Elisabeth’s zu ihrem Günstling Lord Leicester behandelt E. Bekker[3] auf Grund umfangreichen gedruckten Materials. Dudley soll seine Gemahlin gewaltsam beseitigt haben und Elisabeth der Mitschuld verdächtig sein. – Dasselbe Thema behandelt ein in dieser Zeitschrift (V, 121–138) erschienener Aufsatz von Brosch, der sich zum Schlusse auch mit Bekker auseinandersetzt.

  1. Queen Elizabeth, by Edw. Spencer Beesly. Macmillan. 1892. 2 sh. 6 d.
  2. The excommunication of Queen Elizabeth. EHR 7, 81 ff.
  3. Ernst Bekker, Elisabeth u. Leicester. Beitr. z. G. Englands in den Jahren 1560–62. (Giess. Studien V) Giessen, Ricker. 1890.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_131.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)