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Mit ihrer Ueberfahrt nach Schottland bricht die Erzählung ab. Dem Verfasser sind bei diesem Bande seine ausgedehnten Studien zur Geschichte Anton’s von Bourbon zu statten gekommen, z. B. bei der Darstellung des Todes Heinrich’s II.

In dem Streit über die Schuld Maria Stuart’s, über Echtheit oder Unechtheit der Cassettenbriefe, ist ein Ende nicht abzusehen. Zuletzt hatte sich Henderson in einer 2. Auflage seines in dieser Zeitschrift schon früher besprochenen Buches über die Cassettenbriefe[1] nicht nur abermals für die Echtheit aller acht Briefe ausgesprochen, sondern sich auch mit den entgegenstehenden Ansichten von Skelton und Philippson auseinandergesetzt. Der letztere sucht dagegen in einer ausführlicheren Recension[2] Hender- son’s Argumente zu widerlegen. Das Buch von Henderson hat sonst viel Zustimmung gefunden (vgl. z. B. HZ 65, 173–177). – Im Anschluss an dasselbe vertheidigt auch eine Abhandlung von H. Forst[3] die Echtheit der Cassettenbriefe. Der Verfasser bringt die Gründe in Erinnerung, wesshalb Murray und die aufständischen Schottischen Adligen das Beweismaterial gegen Maria nicht schon im Juni 1567 veröffentlicht und ihr Vorgehen dadurch gerechtfertigt haben. Das lange Zurückhalten der Cassettenbriefe sei also nicht als Argument gegen ihre Echtheit anzuführen. Der Verfasser stellt sich nun auf den Standpunkt Bresslau’s, der sämmtliche Briefe mit Ausnahme des längsten und schlimmsten für echt erklärt hat. Forst geht aber weiter und bringt auch für die Echtheit des langen Glasgow-Briefes neue Argumente. Dann aber kommt er zu dem auffälligen Ergebniss, dass aus der Echtheit aller Cassettenbriefe noch nicht der Schluss zu ziehen sei, dass Bothwell bei der Ermordung Darnley’s „nur Anweisungen Maria’s befolgt habe“. Will er sie damit von der Mitschuld freisprechen? Wir könnten ihm nicht zustimmen. Ob Maria von allen Einzelheiten des Mordplanes genaue Kenntniss besass oder nicht, ist eine Frage von untergeordneter Bedeutung. Nur darauf kommt es an, ob sie um die beabsichtigte Ermordung wusste und dieselbe billigte. Das aber ist durch den langen Glasgow-Brief – wenn er nämlich echt ist – unzweifelhaft bewiesen. Der Historiker darf sich auch nicht scheuen, aus den von ihm gewonnenen Resultaten die Consequenzen zu ziehen. – Zuletzt hat über die Cassettenbriefe wieder Philippson geschrieben im dritten Bande seiner oben

  1. T. F. Henderson, The casket letters and Mary Queen of Scots. 2 ed. Edinb., Black. 1890.
  2. RH 46, 61–7.
  3. H. Forst, Beiträge zur Gesch. der Maria Stuart. (HZ 66, 241–70.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_134.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)