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auf die besondere Form der Regierung ankomme als darauf, dass sie den Wünschen des Volkes entspreche, wie er die Anwendung von Gewalt dem Parlament gegenüber, wenn auch nur im Nothfalle, für zulässig erklärt, wie er sich in seinen Handlungen durch das Wohl des Volkes allein bestimmen lässt. Gardiner, der für den 3. Band seiner Geschichte des Bürgerkrieges sowohl die gedruckten als die noch ungedruckten Clarke Papers schon benutzen konnte, schreibt (Preface p. VI): „,Im ganzen genommen zeigen uns diese Clarke Papers recht die conservative und bedächtige Seite in Cromwell’s Charakter, und zugleich versetzen sie uns auch mitten unter die Armee, in welcher Cromwell lebte und webte“.

Unter den darstellenden Werken, über die wir zu berichten haben, nimmt an Bedeutung der 3. Band der Geschichte des Bürgerkrieges von Gardiner[1] den ersten Platz ein. Das Werk ist damit zum Abschlusse gekommen und als ein Ganzes betrachtet führt die Darstellung Gardiner’s nunmehr bis zur Hinrichtung Karl’s I. Der vorhegende Band umfasst die Jahre 1647–1649 und weist alle Vorzüge auf, welche schon die früheren auszeichneten, die breite wissenschaftliche Grundlage, die eindringende Forschung, das massvolle Urtheil, die anziehende Darstellung und die Weite des Blickes. Er führt uns ein in den Conflict zwischen dem Parlament mit seiner presbyterianischen Mehrheit und der Armee. Der Sieg der letzteren, die sich durch die Ernennung militärischer Unterhändler (Agitators) gleichsam in eine politische Körperschaft verwandelt hat, vollzieht sich durch eine Reihe von Handlungen, die wesentlich als Gewaltstreiche erscheinen. Der gefangene König wird – nach dem Auftrage Cromwell’s, wie Gardiner beweist – durch den Cornet Joyce aus der Obhut des Parlaments in diejenige der Armee übergeführt, diese setzt sich in den Besitz der Hauptstadt und endlich nach der Besiegung der Schotten folgt die Ausstossung einer Anzahl von Mitgliedern des Unterhauses durch „Pride’s Purge“. Zwischen beiden Parteien steht der König, beide unterhandeln mit ihm, beide werden durch ihn hintergangen. Als das Unterhaus völlig dem Willen des Heeres unterworfen ist, wird das zuerst durch Ireton angeregte gerichtliche Verfahren gegen Karl beschlossen. Seine Hinrichtung betrachtet Cromwell als eine „grausame Nothwendigkeit“. Gardiner selbst scheint ähnlich zu urtheilen. Er kennzeichnet den Unterschied zwischen Karl I. und Karl II. Jener kämpft für sein Recht, dieser für den Besitz der Herrschaft. Karl I. musste beseitigt werden, damit Raum wurde für die Aufrichtung

  1. History of the Great Civil War, 1642–1649; by Samuel R. Gardiner. Vol. III. 1647–1649. Longmans Green. 1891.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_139.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)