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seine Forschungen über die folgende Zeit ausdehnen möchte. Das Wenige, was wir über die nächsten zwölf Jahre wissen, lässt vermuthen, dass die Dinge ungefähr in demselben Geleise blieben. Das Ehepaar de Pons stand fest in der Gunst Renatens, und wich erst 1544 dem Zorn des Herzogs, zugleich mit Richardot[1]. Der nächste Anlass zum Sturz des Einen und der Anderen scheint eine Aeusserung gewesen zu sein, die dem Herzog zu Ohren kam: Richardot fragte, ob es wahr sei, dass der Herzog vergnügt erscheine, wenn es mit der Gesundheit der Herzogin schlecht stehe, und verdriesslich, wenn sie sich erhole, und Frau de Pons antwortete: Ja[2]. Ein Nachfolger Richardot’s im Amt des Almoseniers, wir wissen nicht, ob unmittelbar, war Jérôme Bolsec[3], dessen Leben denselben Wechsel der religiösen Haltung durchlief, wie das des Vorgängers. Auch dieser übte Feindseligkeit gegen die Boussiron, jetzt verehelichte Sinapius, und zog ihr von neuem die Ungnade Renatens zu[4]. Schliesslich ist zu erwähnen, dass auch die Aeusserungen einer Dame, die in den fraglichen Jahren dem Hof Renatens angehörte, zu den bisher gewonnenen Vorstellungen stimmen. Es ist Olympia Morata, das humanistische Wunderkind, die zusammen mit der ältesten Tochter Renatens, Anna, späteren Herzogin von Guise, bei Hof erzogen wurde und mit ihr den Unterricht ihres gelehrten Vaters und der beiden Brüder

  1. Bonnet, Disgrace de M. et de Mme de Pons à la cour de Ferrare 1544–45. Bulletin de la soc. de l’hist. du prot. franç. 1880. p. 3.
  2. Vgl. Herminjard, Corresp. VII, 507.
  3. Beza, Vita Calvini. Opera Calv. XXI, 143. Dedit autem occasionem Hieronymus quidam Bolsecus ex Carmelitarum societate Lutetiae monachus, qui quum aliquot ante annos cuculla quidem abiecta sed monachismo retento profugisset, idem etiam decepta Ferrariensi ducissa ab ea pulsus ac tandem triduo medicus factus Genevam venerat – –.
  4. Sinapius an Calvin. Wirzburg (1553) Dec. 5. Opera Calv. XIV, 688. Er meldet ihm den Tod seiner Frau. Secuta fuerat me maxima cum alacritate in Germaniam, et satis commode iam adsueverat linguae ac moribus nostratium. Quos utcunque interdum inelegantes multo tamen mitius quam aulae calumnias, in qua prius vixeramus, ferebat. Sed quid aulam accuso, quum unus ille iniquus sycophanta in crimen vocandus sit, qui eiectus ex aula vobis etiam postea negotium facessere proterve ausus fuit, a cuius tamen criminationibus quam facile se purgasset mea, si prius rescivisset quam abivimus. Quanquam innocentiam eius non dubito iam pridem τῇ πάνυ perspectam esse, in diesque magis tuo aliorumque bonorum suffragante testimonio perspectum iri.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_221.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)