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Sinapius genoss, aber 1548 in Ungnade fiel und in eine bedrängte Lage gerieth, aus welcher die Liebe des Deutschen Arztes Gruntler sie rettete, dem sie ihre Hand gab und nach Deutschland folgte. Als diese Frau von der gewaltsamen Bekehrung Renatens im Jahre 1554 und ihrer Rückkehr zu der katholischen Kirche erfuhr, äusserte sie, das nehme sie nicht Wunder, denn sie kenne ja die Herzogin durch und durch[1]. Kurz vorher schrieb sie an Anna, die damalige Herzogin von Guise, um ihre Hilfe für die armen Verfolgten in Frankreich zu gewinnen: „Gott hat Dir die Wohlthat erwiesen, Dir seine Wahrheit zu offenbaren; also ist Deine Pflicht, durch offenes Eintreten für die Deinigen Deine Meinung kund zu thun. Es ist nicht genug, Christi Geschichte zu kennen, die kennt auch der Teufel, sondern man muss jenen Glauben haben, der durch die Liebe wirkt und der den Muth gibt, Christum unter seinen Feinden zu bekennen“[2]. Noch deutlicher spricht sie, wo sie Gott dankt, dass er sie von dem Hofe Renatens entfernt habe: „blieb ich länger dort, so war es um mich und mein Seelenheil geschehen; denn so lange ich dort war, hatte ich keinen Sinn für irgend etwas Hohes oder Göttliches und konnte ich die heilige Schrift nicht lesen“[3].

Alle diese Zeugnisse gelten für die Zeit bis 1548. Später, wissen wir, ist es zu einem Umschwung an Renatens Hof und in ihrer Gesinnung gekommen. Wie das zugegangen ist, hoffen wir von Fontana und Herminjard zu erfahren.



  1. Olympiae Fulviae Moratae Opera. Basil. 1580. p. 158. Olympia an P. P. Vergerius. De Ferrariensi causa eadem quae tu scribis mense Decembri ex cuiusdam pii viri literis intelleximus. Neque id nobis qui illam intus et in cute novimus, mirum visum fuit. Magis quosdam alios a Christo defecisse miramur.
  2. Ebendort p. 130. Olympia an Anna von Este etc. Heidelb. 1554 Jun. 1. Non enim sat est Christi historiam nosse, quam et diabolus non ignorat, sed eam fidem habere oportet quae operatur per dilectionem, quae efficit ut Christum profiteri audeas inter illius hostes. – Quapropter, mea suavissima princeps, cum Deus te tanto affecerit beneficio ut suam veritatem tibi patefecerit – –.
  3. Ebend. p. 93. Olympia an Coelius Sec. Curio. Augustae nonis Oct. Ego enim si diutius in aula haesissem, actum de me ac de mea salute fuisset. nunquam enim, dum ibi fui, quicquam altum aut divinum sapere potui neque libros utriusque testamenti legere.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_222.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)