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diese Abhängigkeit des Seestatuts von Trani von dem Consulat sicher nicht gegen das vielfach für dasselbe angenommene Jahr 1363 spreche, da anzunehmen sei, dass das Consulat damals schon im wesentlichen die Fassung besessen habe, in der es uns erhalten ist. Diese Anschauung habe ich zunächst nicht bestritten. Ich bestreite nur, dass in dieser Zeit schon eine Einwirkung des Seerechts von Barcelona auf das Recht einer Seestadt an der Adria irgendwie wahrscheinlich ist. Nicht einmal irgend welcher Verkehr der beiden Seestädte in dieser Zeit ist bis jetzt nachgewiesen; wohl aber wissen wir, dass der Einfluss Venedigs in diesen Theilen Apuliens damals der herrschende war[1]; Venezianischen Einfluss müssten wir im Jahr 1363 erwarten und nicht Barcelonesischen. Ganz anders lagen die Dinge um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Da hatte König Alfons V. von Aragon die Herrschaft in Unteritalien gewonnen; da konnte die Institution der Consuln des Meeres nach dem Muster der Seeplätze Aragoniens in Trani Eingang finden – vielleicht direct durch königliche Verleihung, wie wir denn wissen, dass gerade ein Privileg dieses Königs vom Jahre 1442 diese Institution in S. Feliu di Guixoles begründet hat[2] –; da konnte endlich auch das Catalanische Seerecht festere Wurzel fassen und auf die heimischen Seerechte Italiens Einfluss gewinnen. Vor dem 15. Jahrhundert ist ein solcher Einfluss nirgends nachweisbar und bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts hat es gedauert, ehe durch die Uebersetzung des Florentiners Jacopo Gelli aus Pergignan, die auf Veranlassung der Florentinischen Handelskammer zu Rom im Jahre 1519 daselbst gedruckt und dem Papste Leo X. gewidmet wurde[3], das Consolat selber in Italien weiteren Eingang fand.

Indessen, mag man trotz alledem das Jahr 1363 vorziehen, indem man annimmt, dass bei der Umsetzung der Zahlzeichen in Worte oder sonstwie durch ein Versehen das trecentesimo fortgeblieben sei – seine allgemeinere Bedeutung verliert das

  1. In Trani residirte damals der Venezianische Consul für Apulien; 1359 z. B. bekleidete Marco Giustiniani dieses Amt. Beltrani, Ces. Lambertini p. 82.
  2. Consulat des Meeres in Pisa 267.
  3. Vgl. den Aufsatz „Die älteste italienische Uebersetzung des Consolats“ in meinen „Neuen Beiträgen zur Geschichte des Consulats des Meeres“ (Brieg 1891, Gymn.-Programm) S. 15.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_232.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2023)