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eingegangen, welcher die nächsten Jahre hindurch mehrmals verlängert wurde[1].

Die Wahl Maximilian’s, des Sohnes Kaiser Friedrich’s, zum Römischen König am 16. Februar 1486 gab jedoch zu neuem Unfrieden Anlass: der Ausschluss Wladyslaw’s von derselben erbitterte diesen derart gegen den Kaiser, dass er sich abermals den Gegnern des Hauses Habsburg zuwandte und im September des Jahres auf einer persönlichen Zusammenkunft mit Matthias zu Iglau sein früheres Bündniss mit Ungarn wieder herstellte[2].

Dem gegenüber war Friedrich bestrebt, den König von Polen auf seine Seite zu ziehen, um so durch ein Oesterreichisch-Polnisches Einvernehmen der Ungarisch-Böhmischen Allianz die Wage zu halten. Und wirklich waren die Verhandlungen zwischen ihnen bereits soweit gediehen, dass man eine Familienverbindung der Häuser Habsburg und Jagiello in ernste Erwägung zog. Aber noch war die Zeit für einen Ausgleich zwischen den beiden Häusern und eine friedliche Ordnung der Ungarischen Thronfolgefrage nicht da: gegen den Herbst zerschlugen sich die Verhandlungen wieder[3].

Mit diesem Misserfolg nahm die politische Lage des Kaisers eine überaus gefährliche Gestalt an; nicht allein, dass der Wiedergewinn der Erblande immer schwieriger wurde, auch die Aussicht und Hoffnung auf den Erwerb der Ungarischen Krone ward von Tag zu Tag schwächer. Denn mit dem Abbruch jener Verhandlungen sahen Kasimir und seine Gemahlin der bisherigen Rücksichten sich überhoben; die Bewegung zu Gunsten des Hauses Jagiello gewann seitdem fast sichtbar in Ungarn an Boden.

Was aber stand nicht für die Habsburger mit dem Verlust dieses Landes auf dem Spiel! Ihre gesammte Machtstellung und ihr politischer Einfluss mussten bedroht, ihre Erblande schlechterdings erdrückt werden, wenn Kasimir und seine Söhne die drei Reiche Polen, Böhmen und Ungarn in ihren Händen vereinten.

  1. Chmel, Regesta Friderici III. Abtheilung 2. Wien 1859. Nr. 7409. 7445. 7489. 7504. 7532 u. 7553.
  2. Ulmann, Kaiser Maximilian I. Stuttgart 1884. S. 8. Palacky, Geschichte von Böhmen V, 1, 287 ff.
  3. Mon. Hung. hist. Acta regis Matthiae III, 114; 133 u. s. w. Vgl. Ulmann, a. a. O. S. 53.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_262.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)