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Die Erwerbung Ungarns war daher für Friedrich und Maximilian gleichsam eine Lebens- und Daseinsfrage[1].

Wohin aber Friedrich inmitten dieser Noth ausschauen mochte, nirgends eröffnete sich ihm ein Ausblick auf thatkräftige Hilfe. Die Deutschen Fürsten zeigten sich gegen seine Klagen und Forderungen lau, wenn nicht geradezu ablehnend[2]. Auch sein Sohn Maximilian, auf dessen junge Kraft und nie ruhenden Eifer er mit dem gesammten Reich seine Hoffnung gesetzt hatte, liess ihn im Stich; denn den beschäftigten fern ab von den Oesterreichischen Erblanden die Niederländisch-Französischen Wirren, in welche er durch seine Heirath mit Karl’s des Kühnen Tochter Maria verwickelt war. Im März dieses Jahres hatte er sich mit dem Herzog von der Bretagne in ein Bündniss eingelassen und wenige Monate später war er der Allianz der frondistisehen Grossen gegen die Französische Krone beigetreten. Vergeblich waren daher alle Versuche des Vaters, ihn von diesen Wirren und „liederlichen Händeln“, wie er sie nannte, abzubringen, um ihn für die Befreiung der Erblande und die Erwerbung Ungarns zu gewinnen[3].

So von allen verlassen, auf deren Hilfe Friedrich gerechnet hatte, wandte er sich an den Grossfürsten von Moskau um Unterstützung und Bündniss. Bei der beiden Herrschern gemeinsamen Feindseligkeit gegen den König von Polen lag ein Oesterreichisch-Russisches Einvernehmen ganz im Bereich der politischen Combination und Möglichkeit. Dasselbe eröffnete Friedrich die Aussicht, dass Kasimir aus Besorgniss vor einem gemeinsamen Angriff von den Oesterreichischen Erblanden wie von Moskau her seinen Ungarischen Plänen entsagte. Hielt er trotzdem an ihnen fest, so musste eine Russische Diversion, zumal wenn sie gleichzeitig mit dem Einrücken der Habsburger in Ungarn ausgeführt wurde, die Polnischen Streitkräfte theilen und Kasimir an einem

  1. Vgl. Kaiser Friedrich’s u. Maximilian’s Schreiben an den Rath zu Frankfurt vom 7. September 1490 bei Janssen, Frankfurts Reichskorrespondenz II, 547 Nr. 682.
  2. Kaiser Friedrich’s Schreiben an den Rath zu Frankfurt vom 3. Februar 1487; ebenda II, 450 Nr. 621.
  3. Kaiser Friedrich’s Schreiben an Maximilian d. d. Andernach 1486 Nov. 25 und d. d. Speyer 1487 Januar 5 in v. Kraus, Maximilian’s I. vertraulicher Briefwechsel mit Sigmund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg. Innsbruck 1875. S. 56–60.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_263.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)