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Entwürfe. Eine grosse Coalition aller der dem König von Polen feindselig gesinnten Mächte schwebte ihm in seinen Gedanken vor. So sollte, um gewissermassen im Süden Polens eine Verbindung mit Moskau herzustellen, der Woiwode der Wallachei dem Oesterreichisch-Russischen Bündniss beitreten. Im Norden sollten der Deutsche Orden und Schweden den feindlichen Ring gegen Kasimir schliessen[1]. Es war ein Plan, der angesichts der Wirren und Streitigkeiten jener Mächte mit dem König von Polen in Maximilian entstanden war.

Dass er den Woiwoden für die Allianz zu gewinnen plante, ist bei dessen Verhältniss zu Kasimir und Ivan Vasiljevič leicht begreiflich. In stetem Ringen begegneten sich bei ihm wie an dem Hofe der Tartarenchane von Perekop in diesen Jahrzehnten Russische und Polnische Diplomatie. Demjenigen, der das Meiste bot, pflegten diese Herrscher zu länderverwüstender Kriegsfahrt Gefolgschaft zu leisten. In den letzten Jahren hatte der Woiwode freilich sich mehr an den Grossfürsten von Moskau gehalten, um an ihm Schutz und Rückhalt gegen die Ansprüche der Polnischen Krone auf die Oberherrschaft über die Wallachei zu gewinnen. Aus dieser Haltung des Woiwoden gegen den König von Polen suchte nun Maximilian für sich Nutzen zu ziehen. Bereits im Frühjahr hatte Georg von Thurn die in Nürnberg anwesenden Russischen Gesandten auffordern müssen, bei ihrem Herrscher für den Beitritt des Woiwoden zu der Oesterreich-Russischen Allianz zu wirken. Als Thurn dann im Anfang Juni nach Moskau ging, erhielt er die ausdrückliche Weisung mit, nochmals auf diese Angelegenheit zurückzukommen und den Grossfürsten aufzufordern, die Verhandlung zu führen und zum Abschluss zu bringen[2].

Schwedens offenen Anschluss an die Allianz im Augenblick schon zu betreiben und ihn Ivan zu empfehlen, verboten die noch zur Zeit zwischen Moskau und diesem Reiche bestehenden Wirren. Maximilian’s Politik musste sich daher zunächst darauf beschränken, zwischen den streitenden Mächten Frieden zu stiften. Mögen auch die Bemühungen des Schwedischen Reichsverwesers Sten Sture um Maximilian’s Vermittlung, welche ihn, nach seiner eigenen Angabe, einzig und allein zu diesem Eingreifen in die

  1. Ebenda I, 73–80.
  2. Ebenda I, 80.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_274.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)