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Freundschafts- und Bundesverhältniss trat, waren andererseits seine Verhandlungen mit den Polen feindlichen Höfen gegenstandslos geworden. Was konnte ihm nach dem Abschluss jenes Vertrages noch an dem Schwedisch-Russischen Frieden oder an der Unterstützung des Woiwoden liegen? Auch die Russische Allianz hatte für ihn Zweck und Bedeutung verloren. Die Verhandlungen, welche Thurn auf Grund seiner nur Feindseligkeit gegen die Jagiellonen athmenden Instruction aus dem Anfang des Monats Juni nach seiner Ankunft gegen Ende November in Moskau begann, waren durch die Ereignisse weit überholt und schwebten völlig in der Luft. Die Botschaft, welche Ivan im Mai des folgenden Jahres an Maximilian abordnete, um ihn zu einem Bruch des Pressburger Vertrages zu veranlassen[1] – Kaufleute und andere Reisende hatten inzwischen die Nachricht vom Vertragsabschluss nach Moskau gebracht und der Gesandte des Woiwoden ihre Mittheilungen bestätigt[2] –, erwiderte Maximilian nicht mehr. Bereits ganz mit den westlichen Dingen beschäftigt, gab er den diplomatischen Verkehr mit Ivan Vasiljevič auf. – In den Rahmen dieser Jagiellonen-freundlichen Politik passten natürlich auch die Bestrebungen zur Verfeindung des Ordens mit dem König von Polen nicht mehr hinein. Wir vernehmen denn auch das nächste Jahrzehnt hindurch nichts wieder von solchen Versuchen.

Ganz im Sinne dieser Politik der Vermittlung Habsburgischer und Ungarischer Interessen war auch die Theilung des Polnisch-Litthauischen Reichs unter Johann Albrecht und Alexander, welche mit dem Tode Kasimir’s im Jahre 1492 eintrat. Die fast unablässigen Irrungen der beiden Brüder unter einander boten eine gewisse Gewähr dafür, dass die weitausschauenden Pläne ihres Vaters und seiner Oesterreichischen Gemahlin Elisabeth auf eine Reihe von Jahren hinaus sich nicht wieder belebten, und dass Wladyslaw an dem mit Maximilian geschlossenen Vertrage zunächst festhalten werde.




Nachdem Maximilian so die Ungarische Thronfolgefrage wenn auch nicht gelöst, so doch zu einem vorläufigen Abschluss

  1. Denkmäler I, 82–115.
  2. Ebenda I, 90–91.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_279.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)