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Die Mission an den Russischen Grossfürsten kam im Jahre 1501 nicht mehr zur Ausführung. Erst im August des folgenden Jahres sandte er einen seiner höheren Hofbeamten, den Falkenier Hartinger, an Ivan Vasiljevič ab, um die frühere Allianz mit ihm wieder aufzunehmen. Bezeichnend ist der Ton seiner beiden Schreiben an den Grossfürsten. Den grössten Werth legt er darauf, sich den Anschein zu geben, als ob er noch ganz auf dem Boden der Allianz von 1490 und 1491 stehe und die damals eingegangenen Verpflichtungen noch völlig für bindend erachte. Fast wie eine feierliche Versicherung klingt es, wenn es in einem der beiden Schreiben heisst: „Sobald wir erfahren, dass Euer erhabenes Grossfürstenthum Moskau von irgend einer der benachbarten oder angrenzenden Mächte beunruhigt und belästigt wird, so wird dies uns, als Euren Bundesgenossen, ebenso wie euch treffen und angehen“[1].

Erst im Frühling des Jahres 1504 kam Hartinger in Moskau an – über die Ursache dieser Verzögerung erfahren wir aus der Russischen Quelle nichts. Die politische Lage, welche er dort vorfand, war seinen Eröffnungen günstig. Fast ununterbrochen hatte der Grossfürst das letzte Jahrzehnt hindurch mit Alexander von Litthauen in Streit und Kampf gelegen. Nach einer vorübergehenden Versöhnung im Jahre 1494 war der Krieg von neuem ausgebrochen und Ivan aus diesem als Sieger hervorgegangen. Durch das Eingreifen Wladyslaw’s und Johann Albrecht’s aber, welche ihm drohend sagen liessen, dass sie dem Lande, dem sie alle entsprossen seien – Litthauen nämlich –, mit ihrer gesammten Macht zu Hilfe kommen würden, wenn Ivan nicht augenblicklich mit Alexander Frieden schliesse[2], theils auch durch die Erfolge, welche Alexander’s Bundesgenosse, der Livländische Meister, über die Russischen Heere davongetragen, hatte er sich im März des Jahres 1503 zu einem Stillstand mit seinen Gegnern genöthigt gesehen[3]. Obwohl derselbe noch bei Hartinger’s Ankunft in Moskau bestand, so lieh der Grossfürst dennoch dessen Anträgen bereitwilliges Gehör, anerkannte das Fortbestehen der Allianz und sagte für die Eroberung Ungarns,

  1. Denkmäler I, 115 ff.
  2. Solowjew, Geschichte Russlands V, 143 ff.
  3. Ebenda V, 148 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_283.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)