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Wladyslaw in Folge dessen gezwungen sah, Maximilian den Krieg zu erklären, so nahmen die Ausgleichsverhandlungen zwischen ihnen dennoch ungestört ihren Fortgang. Nachdem schliesslich auch die von Wladyslaw einberufenen Stände unter dem Eindruck der Waffenerfolge Maximilian’s am 20. Juni ihre Vollmacht zum Abschluss des Friedens gegeben hatten, kam dieser am 19. Juli in Wien zu Stande. Maximilian gelang es, sich und seinen Erben unter ausdrücklichem Hinweis auf den Pressburger Frieden die Nachfolge in Ungarn zu sichern.

Noch gingen die Verhandlungen hin und wieder, da wurde dem König Wladyslaw am 2. Juli ein Sohn geboren, dem man den Namen Ludwig gab. Geschickt wusste Maximilian auch unter den veränderten Verhältnissen sein Anrecht zu wahren. Im November des folgenden Jahres wurde zwischen ihm und Wladyslaw eine Doppelheirath ihrer beiderseitigen Nachkommen verabredet: derjenige der beiden Enkel Maximilian’s, Karl oder Ferdinand, welcher ihm in den Oesterreichischen Erblanden folgen werde, solle Wladyslaw’s Tochter, die Prinzessin Anna, und Ludwig, der Sohn des Ungarischen Königs, die jüngste Enkelin Maximilian’s, Katharina oder, falls diese zuvor sterbe, deren Schwester Maria heirathen[1]. Es war ein Vertrag, der ganz die Tendenz des Pressburger Friedens vom 7. November 1491 verfolgte: die friedliche Lösung der Ungarischen Thronfolgefrage und den Ausgleich der widerstreitenden Hausinteressen.


Vergegenwärtigen wir uns nun zum Schluss noch einmal die Ungarische Politik Maximilian’s in ihren Höhepunkten während der Jahre 1490 auf 1491 und 1500–1506, so ist eine gewisse Aehnlichkeit in der allmählichen Entwicklung und gegenseitigen Wechselwirkung der Ereignisse, so weit eine solche bei der schier unendlichen Fülle historischer Formen und Uebergänge überhaupt möglich sein kann, nicht zu verkennen. Wenn die Jahre von 1500–1506 die Verhältnisse weniger ausgebildet und zugespitzt zeigen, so hat das seinen Grund in der allgemeinen militärisch-politischen Erhebung Maximilian’s, seinen Erfolgen auf dem Deutschen und dem westlichen Schauplatz, die auch auf seine Verwickelungen im Osten nachwirkten. Im übrigen

  1. Katona XVIII, 522. Vgl. Huber, Geschichte Oesterreichs III, 436.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_286.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)