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ruft in beiden Fällen der drohende Verlust Ungarns in Maximilian kriegerische Gedanken und Bündnisspläne wach. Indem er dadurch den Gegner in Schrecken setzt und den Wunsch nach baldigem Frieden in ihm weckt, zieht auch in seine eigenen Gedanken eine friedliche Neigung und Stimmung zu einer gütlichen Beilegung ein, in welcher er noch durch das Ausbleiben der Deutschen Hilfe und der Russischen Diversion, vor Allem aber durch die von Frankreich her drohende Gefahr gestärkt wird. Damit ist der Boden für eine Vermittlung der strittigen Interessen und für die Absage Maximilian’s an seine Bundesgenossen, als einer natürlichen Folge des Ausgleichs, gegeben. In diese Hauptmomente lässt sich das Bild der Ungarischen Politik Maximilian’s zusammenfassen, wie es in dem Zeitraum von 1490–1506 zweimal und zum dritten Mal während der Jahre 1511–1515 an unseren Blicken vorüberzieht. Die Ereignisse jener Jahre sind gewissermassen das Vorspiel zu den späteren, vielumstrittenen Wirrnissen Maximilian’s, welche schliesslich gleichfalls zu einem Systemwechsel und zu dem Wiener Congresse führen.

Der Umstand, dass Maximilian nur so lange, als seiner Nachfolge in Ungarn Gefahr droht thatkräftig für den Schutz des Deutschen Ordens eintritt und vornehmlich in solchen Augenblicken mit den anderen Gegnern Polens Beziehungen anknüpft, zeigt deutlich genug, dass seine östliche Politik in erster Linie unter dem Zeichen der dynastischen Frage stand, und dass sein energisches Vorgehen zu Gunsten des Ordens wesentlich dem Umstand zuzuschreiben ist, dass es in seine eigenen Interessen und Pläne hineinpasste.



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_287.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)