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Von den relativ wenigen geschichtlichen Blutzeugen der allgemeinen Hunerich-Verfolgung sind die erlauchtesten Bischof Laetus von Neptis (in der Byzacena) und der Laie Victorianus von Hadrumet, damals Proconsul zu Karthago; ersterer wurde entweder schon kurz vor dem 1. Februar 484 zur Einschüchterung des zum Religionsgespräch erschienenen orthodoxen Episcopats oder, nach der wahrscheinlicheren Angabe, erst am 24. September auf Befehl Hunerich’s lebendig verbrannt[1]. Victorianus musste seine katholische Ueberzeugungstreue mit einem martervollen Tode büssen, obgleich er vorher bei Hunerich wegen seiner loyalen Dienste in grossem Ansehen gestanden hatte (Victor Vit. V c. 4, bezw.[WS 1] III c. 27). Eine sehr gut unterrichtete Quelle, die sich namentlich durch genaue chronologische Angaben auszeichnet, und jedenfalls bald nach 534 zu Karthago entstanden ist – sie schliesst mit dem Untergang des Vandalenreiches ab (vgl. Papencordt p. 357 f.) – der „Appendix Prosp. Tiron. Chron. ex Ms. Aug.“ gedenkt bloss des generellen Hunerich-Sturmes (a. a. O. p. 311): „Qui (Hunerix) in fine anni regni sui catholicae ecclesiae persecutionem fecit omnesque ecclesias clausit et cunctos Domini catholicos sacerdotes cum Eugenio Carthaginensi episcopo exilio relegavit“[2].

Bezüglich der Wirkung der Hunerich-Verfolgung will uns Victor von Vita glauben machen, es seien damals nur sehr wenige Katholiken zum Arianismus abgefallen: II c. 4, bezw. II c. 9 behauptet er in Betreff der zahlreichen Orthodoxen, die zu Karthago auf Befehl des Tyrannen eine Art von Decalvation erlitten: „Quorum nos plurimos nouimus, nec scimus eorum aliquem tunc etiam poenis urguentibus a recto itinere destitisse.“ Ferner

    einen ganzen Aufsatz („Das Wunder von Tipasa“, Stimmen aus Maria-Laach, 37 (1889) p. 269–83) gewidmet hat, habe ich Zeitschrift f. wiss. Theol. I, H. 4, S. 494–500 erörtert.

  1. Vgl. Vict. Vit. II c. 18 bezw. II c. 52, Vict. Tonnennensis ed. Mommsen p. 189, „Zenone Aug. cons.“ 479 p. Chr., die „Not. episc.“ und Hefele, p. 614.
  2. Schwarze (p. 167) überschätzt die Tragweite der allgemeinen Hunerich-Verfolgung hinsichtlich der Martyrien in directer Polemik gegen Papencordt (p. 116 f.) und mich (s. meine Ausführungen bei Kraus, Realencycl. I p. 275 f.); die vagen Aeusserungen Procop’s (I c. 8) zu sehr betonend, hat er sich eben, wie freilich sogar Papencordt, die entscheidende Stelle des Vitensers (III c. 28, ed. Petschenig) entgehen lassen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bew.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_053.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2023)