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dieser Imperator mit Thrasamund die freundschaftlichsten Beziehungen[1].

Thrasamund’s Katholikenverfolgungen waren also bis 518 so unpolitisch wie möglich; sie bedeuteten nichts denn eine muthwillige, völlig unnütze, ja auf die Dauer dem Reiche geradezu verderbliche Provocation der orthodoxen Bevölkerung Afrikas. Die katholikenfeindlichen Acte eines Geiserich und Hunerich waren verhältnissmässig sogar politisch begründet; denn jene Herrscher hatten wenigstens einigen Grund zu politischem Argwohn gegen die mit der damals orthodoxen Politik des Byzantinischen Hofes aufs innigste sympathisirenden Katholiken Afrikas.

Anders gestaltet sich dagegen die Beurtheilung von Thrasamund’s katholikenfeindlichem Auftreten im letzten Lustrum seiner Regierung. Seit dem Regierungsantritt des Oströmischen Kaisers Justinus I. (518–527), dessen Politik bereits von seinem Neffen, dem späteren Imperator Justinian, geleitet wurde (vgl. Procop. I, 9), erscheint das mit der Römischen Curie wieder völlig ausgesöhnte Byzanz abermals als der Mittelpunkt aller antigermanischen Bestrebungen des orthodoxen Romanismus im Abendlande; seit 518 wird jene Byzantinische Politik vorbereitet, die bald unter schlauer Verwerthung der katholischen Sympathieen der Romanischen Bevölkerung Afrikas den Untergang des Vandalenreiches herbeiführt[2]. Man wird es mithin in politischer Hinsicht begreiflich finden, dass Thrasamund noch auf dem Todtenbette seinen Nachfolger Hilderich sich eidlich verpflichten liess, an der bisherigen katholikenfeindlichen Politik festzuhalten[3].

  1. Procop. l. c.: „ἐγένετο δὲ [ὁ Θρασαμοῦνδος] φίλος καὶ Ἀναστασίῳ βασιλεῖ ἐς τὰ μάλιστα“.
  2. S. Anon. Val., ed. Mommsen, p. 328.: „cui [scil. Joanni papae] Justinus imp. venienti (Cpolim) ita occurrit ac si B. Petro“ etc. Marcellini chron. ad a. Chr. 525 (ed. Mommsen, M. G. H. auct. ant. XI, p. 102) und das Nähere bei Hefele p. 570, 689–696 und Josef Langen.
  3. Vict. Tonnenn., ed. Mommsen, p. 196 f., Maximo V. C. cons. Mally findet das natürlich von seinem klerikalen Standpunkt aus unbegreiflich (Leben des h. Fulg. p. 104): „Selbst auf dem Sterbebette hatte er (Thrasamund) seine Abneigung gegen die Katholiken nicht abgelegt“ u. s. w.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_066.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)