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des Geiserich’schen Hausgesetzes auftretend, in Wahrheit aber, um Afrika wieder zu erobern und auch dort der Orthodoxie zum völligen Sieg zu verhelfen, den Vandalen den Krieg und sandte seinen bewährten Feldherrn Belisar mit Flotte und Heer nach Afrika (533). Schon in Jahresfrist war das Vandalenreich mit allen dazu gehörenden Inseln eine Byzantinische Provinz[1]. Gelimer erlitt zuerst eine Niederlage bei Decimum, musste dann die Hauptstadt räumen – vorher aber liess er noch den unglücklichen Hilderich ermorden –, wurde bald nachher bei Tricameron zum zweiten Mal entscheidend geschlagen, hielt dann auf einer unzugänglichen Felsenfeste Mauretaniens eine lange Belagerung aus, bis ihn der Hunger endlich zwang, zu capituliren[2]; er liess es sich von Justinian gefallen, dass ihm dieser mit den Seinen einen ansehnlichen Grundbesitz in Galatien überwies, verzichtete aber auf den Patriciat, die höchste Byzantinische Reichswürde, weil er seinen Arianismus nicht abschwören wollte (Procop B. Vand. II c. 9).

Gelimer, der demnach eifriger Arianer aus Ueberzeugung war, würde, wie Dahn (p. 260) und Al. Schwarze (p. 172 f.) mit Recht vermuthen, sicher die Massregelungen der Katholiken, dieser Vandalenfeinde und Schützlinge des Oströmischen Kaisers, erneuert haben, mindestens im Style Thrasamund’s, hätte ihm Justinian zu solchem Rachewerk Zeit gelassen.

Die gerade auch politisch so sehr verwerflichen Katholikenverfolgungen waren den Vandalen verderblich geworden; denn der überraschend schnelle Erfolg Belisar’s lässt sich nicht bloss auf sein grosses Feldherrngenie, sondern vor allem auch auf seine geschickte Ausbeutung der Sympathieen der Romanischen Bevölkerung zurückführen. So wird z. B. die Unterwerfung der ganzen Provinz Tripolis in erster Linie durch den Verrath eines Romanen Namens Pudentius bewirkt[2]. So beeilen sich zu

  1. Vgl. Procop., Bell. Vand. I c. 9–25; II c. 1–9, Append. Prosp. Tir. p. 312, 329, Vict. Tonnenn., ed. Mommsen, p. 198, „Post cons. II. Lampadi et Orestis“, Corippus, Johannidos seu de bellis Libycis l. I, v. 381 ff.; l. III, v. 17 ff., 198–264 (rec. Jos. Partsch, 1879, in Mon. Germ., Auct. antiq. III, 2) nebst Pflugk-Harttung’s lediglich in militärisch-technischer Hinsicht verdienstlichen Erläuterungen („Belisar's Vandalenkrieg“ a. a. O.).
  2. a b Vgl. Procop. I c. 10. Zum Folgenden s. ebend. I c. 16 u. 20, II c. 14. Alle diese Momente hat Dahn (I p. 167–180) mit der erforderlichen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_069.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)